Patagonien

20170221 – S 47° 31.272’ W 75° 00.000’ – M134

Dienstag Abend hatten wir es geschafft, die Meteor ist auf dem Pazifik angekommen. Reichlich zwei Tage waren wir in der Magellanstraße und den Schären unterwegs.

Kurz bevor wir das Ende der Magellanstraße und damit den Pazifik erreichten verliessen wir die übliche Strecke und tauchten ein in die Schärenwelt an der Westküste Patagoniens. Viel Seegang und Wind auf dem offenen Meer führten zu der Entscheidung, auf unserem weiteren Weg nach Norden den Schutz der unzähligen der Küste vorgelagerten Inseln zu suchen. Und so ging es weiter durch eine Traumwelt aus tiefen Schluchten und Bergen. Enge Passagen und unzählige mögliche Wege durch das Gewirr der Inseln machen einen Lotsen unabdingbar. Wir hatten für die gesamte Strecke zwei Lotsen an Bord, die sich in einem Schichtrhythmus gegenseitig ablösten. An besonders engen Stellen musste sogar Handruder gegangen werden – sonst fährt man die Meteor ja per Autopilot. Während dieser Phasen kamen dann auch im Minutentakt Steueranweisungen vom Lotsen, auf der Brücke herrschte höchste Konzentration. 

Höchste Konzentration ist an der engsten Stelle unserer Strecke durch Patagonien angesagt. Die Anweisungen des Lotsen kommen im Minutentakt, das Ufer ist zum greifen nah!

Patagonien erstreckt sich südlich des Verlaufes der Flüsse Río Colorado in Argentinien und Río Bío Bío in Chile bis hin zur Magellanstraße über die gesamte Breite des südamerikanischen Kontinents. Die Anden teilen Patagonien der Länge nach in die östlich gelegene, sehr trockene Pampa und den Valvidianischen Regenwald im westlichen Teil Patagoniens. Dieser als „gemäßigt“ bezeichnete Regenwald ist immergrün und die Jahresmitteltemperaturen liegen zwischen 11 und 12°C, so dass hier ein angenehmes, aber feuchtes Klima herrscht. Unsere Fahrt durch diese Gebiete war sehr von Niederschlägen geprägt, die kurzen sonnigen Abschnitte zeigten uns eine unglaublich schöne, aber wilde Natur.

Am wohl bekanntesten Nationalpark an der Westküste Chiles, dem Torres del Paine mit seinen bekannten Felstürmen, fuhren wir nur knapp vorbei. Regen und tiefe Wolken machten es aber unmöglich, weiter als bis zur nächsten Hügelkette zu schauen. Tiefe Wolken stauten sich in den Fjorden, die wir passierten. Die Gletscher an ihrem Ende blieben unseren Blicken verborgen. Nur an der Farbe des Wassers konnte man gelegentlich erkennen, dass man ziemlich nahe an einem Gletscher vorbei fuhr. Durch das mitgeführte Sediment bekommt das sonst sehr klare Wasser an diesen Stellen einen milchig anmutenden Ton. Auch vom chilenischen Inlandseis, dem größten Eisschild außerhalb der beiden Pole und Grönlands, sahen wir leider nichts. Puerto Eden, die einzige größere Siedlung, die wir auf unserer Passage durch die Schären passierten, war im Regen kaum auszumachen.

Schlafende Schildkröte…

Heute Abend erreichten wir schliesslich den Pazifik. Begrüsst wurden wir von einer kleinen Gruppe Wale, die aber großen Abstand zum Schiff hielten. Mittlerweile schaukelt die Meteor wieder in gewöhnter Manier in der Dünung, die meist sanfte Fahrt durch die Binnengewässer zwischen den Inseln ist vorbei. Bei Ancud, einer Halbinsel weit im Norden der chilenischen Küstenschären, werden die beiden Lotsen aussteigen. Nächster Halt für uns ist dann Valparaiso, wo diese spannende Reise zu Ende geht. Auch ich werde dann von Bord gehen und mein Kollege übernimmt für die nächsten rund zwei Monate die Arbeit in der Wetterwarte. Von den Waldbränden rund um Valparaiso und Ville de Mare haben wir auch an Bord gehört und hoffen, dass die Situation dort unter Kontrolle ist und die Schäden nicht all zu verheerend sind. Valpariso gilt als die kulturelle Hauptstadt Chiles und der historische Stadtkern mit seiner Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Und das möchte ich mir natürlich anschauen!

CR

Ich dachte schon, der Regenbogen gestern Abend wäre nicht zu überbieten…