English Channel

20160510 – N 50° 37.789’ E 001° 15.151’ – PS98

Morgenstimmung hinter der Wetterfront.

Lange Zeit passierte nichts aufregendes. Die Tage zogen dahin, nach Verlassen des Hafens in Las Palmas gab es über lange Strecken vor allem eins: Sonne. Von den wissenschaftlichen Aktivitäten bemerkte man trotz der zusätzlichen 25 Passagiere kaum etwas – die Arbeiten erfolgten vor allem an den Computern in den Laboren. Nachdem wir die Straße von Gibraltar querab hatten, zeichnete sich wenigstens ein Wetterumschwung ab und versprach etwas Abwechslung. Ein Sturmtief zog vom Atlantik in die Küstengebiete vor der Iberischen Halbinsel. Dort „parkte“ es ein und beeinflusste mit seinen Ausläufern den gesamten weiteren Fahrtverlauf der Polarstern.

Bevor das eigentliche Tief die Küsten Portugals erreichte, waren wir bereits bis zur Biskaya voran gekommen, so dass wir es nicht mit dem Windfeld an seiner Westflanke zu tun bekamen – dort gab es tatsächlich Sturm mit bis zu acht Meter hohen Wellen – sondern vor allem mit seiner Okklusion auf der Nordostseite. Diese überholte uns in den Morgenstunden des Sonntags. Das Tief liegt weiterhin westlich Europas, sein Frontensystem kommt nur langsam nach Osten voran, langsam genug, dass die Polarstern mit ihren rund 11 Knoten Geschwindigkeit gut mithalten kann. Und so kann man tatsächlich behaupten, dass wir das schlechte Wetter mit nach Hause bringen, denn auch im sonnenverwöhnten Deutschland zeichnet sich eine Änderung der Wetterlage ab.

Der kleine rote Punkt mit der grünen Beschriftung nahe des Tiefkerns kennzeichnet die Position der Polarstern.

Inzwischen sind wir auf unserem Heimweg bis in den Englischen Kanal gekommen, den Nullmeridian haben wir schon passiert. Um die Mittagszeit werden wir die Straße von Dover hinter uns lassen, dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Bremerhaven. Morgen, mit dem Abendhochwasser, wollen wir einlaufen. Dann ist meine erste Reise auf der Polarstern zu Ende. Es war eine ruhige Reise – soviel kann ich schon sagen. Die Route war klar, die Forschungsarbeiten überschaubar, das Wetter hatte kaum Überraschungen zu bieten. Und so freue ich mich schon auf eine „richtige“ Forschungsreise mit dem Schiff, was allerdings noch ein wenig dauern wird. Vorerst kehre ich auf die Meteor zurück. Im Sommer geht es für mich wieder über den Atlantik bis nach Recife. Ein wenig Polarstern-Feeling wird dann zum Jahreswechsel aufkommen, denn dann fährt die Meteor nach Südgeorgien – eine Gegend, die man wohl lieber mit der Polarstern bereisen würde…

CR

Nebel im Englischen Kanal.