20160503 – N 27° 35.399′ W 15° 27.027’ – PS98
Der Lärm ist nur mit Ohrschützern zu ertragen. Deshalb bekommen wir die Einführung schon im MKR, dem Maschinenkontrollraum. Vier Hauptmaschinen hat die Polarstern, jeweils mit fast 5000 PS Leistung, zwei auf der Steuerbordseite, zwei auf der Backbordseite. Dazu kommen zwei Hilfsdiesel, die jeweils 1754 PS Leistung erbringen. Benötigt werden sie vor allem im Hafen, wo sie bei längeren Liegezeiten den Strom für das Schiff erzeugen. Ein Notaggregat ist auch noch an Bord – das leistet aber „nur“ 650 PS. Der Bug- und der Heckstrahler werden mit Elektromotoren angetrieben – nochmal jeweils 1500 PS! Leistung ist genug vorhanden – als Eisbrecher benötigt die Polarstern aber auch jede Menge Reserven. Schnell ist sie aber deshalb noch lange nicht. Die normale Geschwindigkeit liegt zwischen 10 und 12 Knoten, wenn es mal darauf ankommt schafft sie maximal 16,5 Knoten – dann wird es aber extrem unwirtschaftlich. Der Verbrauch an Diesel steigt ins Unermessliche, der Aktionsradius des Schiffes sinkt schnell auf inakzeptable Werte. Bei wirtschaftlichem Betrieb des Schiffes muss die Polarstern ca. alle zwei Monate an die Zapfsäule, starker Verbrauch vor allem beim Eisbrechen macht aber zuweilen jede Rechnung zunichte. Insgesamt ist das Schiff eher ein Trecker als ein Ferrari – viele PS werden vor allem in Kraft investiert, weniger in Schnelligkeit.
Nachdem wir die Kapverden passiert haben – leider waren sie nur aus der Ferne zu sehen – befinden wir uns nun auf der Ansteuerung nach Las Palmas auf den kanarischen Inseln. Hier werden wir für kurze Zeit an die Pier gehen. In Punta Arenas wurde nur der für die Überfahrt unbedingt nötige Diesel gebunkert. Es ist einfach zu teuer in Chile – preiswerter ist es auf den Kanaren. Außerdem kommt die schon angekündigte Wissenschaftlergruppe an Bord. Auf dem letzten Abschnitt der Reise werden 25 Passagiere mehr auf dem Schiff sein. Morgen wird es dann die üblichen Einweisungen und Stellmanöver geben, in den Messen wird es zu den Mahlzeiten enger werden. Knapp 10 Tage brauchen wir noch für die Fahrt durch die Biskaya, den Englischen Kanal bis nach Bremerhaven, wo die Polarstern nächste Woche Freitag ins Dock gehen soll.
Seit reichlich drei Wochen sind wir auf See – eine kurze Zeit nach den Maßstäben der Polarstern. Aber die Möglichkeit, in Las Palmas kurz an Land zu gehen, werden trotzdem viele nutzen. Mal sehen, an welcher Pier wir festmachen – im ungünstigsten Fall ist es von dort sehr weit bis in die Stadt.
CR