79°Gletscher

20220806 – 78°30’34.452″ N 18°37’6.132″ W – PS131

Unsere letzte größere Aktion im Hauptforschungsgebiet: Der Glider der Norwegischen Universität Bergen wird mit dem Zodiak geborgen.

Unsere letzte größere Aktion in unserem Hauptforschungsgebiet rund um die untersuchten Meereisschollen war die Bergung des Gliders der Universität Bergen. Der tauchte etliche Tage unter Wasser und Eis im Forschungsgebiet umher und sammelte Daten. Die Bergung erfolgte vom Zodiak aus. Da der Wind auffrischte und damit auch mehr Seegang einherging, gestaltete sich die Aktion etwas schwierig. Letzten Endes kam er wohlbehalten an Bord. Kurz darauf machten wir uns auf den Weg gen Grönland. Zuerst entlang der Eisgrenze nach Südwesten bis Höhe des 79°Gletschers, dann nach Westen durch das Eis direkt auf unser Ziel zu.

Nebel und tiefe Bewölkung auch hier: südlich des 79°-Gletschers an der grönländischen Küste.

Das Eis bereitete uns kaum Probleme. Zügig kamen wir voran, mussten erst bei etwa 10°W größeren Schollen nach Süden ausweichen und trafen bei etwa 78,5°N auf die Grönland vorgelagerten Inseln. Von hier zum südlichen Teil des 79°-Gletschers sind es reichlich 30, zum nördlichen reichlich 60 Seemeilen Luftlinie. Zumindest ein Teil der zu bergenden Geo-Stationen wäre in Flugdistanz. Entlang der Inseln nach Norden fahrend könnten wir uns auch den weiter entfernten Stationen nähern. Das Eis würde uns wahrscheinlich wenig Probleme bereiten. Das Wetter dagegen….

Hin und wieder reißt der Nebel auf und gibt den Blick auf eine grandiose Landschaft aus Inseln und Eisbergen frei.

…es herrscht Nebel. Der ist zwar ziemlich flach, aber dennoch dicht genug, um jegliche Heli-Operationen unmöglich zu machen. Hin und wieder reisst eine Lücke auf, in der man gut starten und landen könnte, doch ist es unmöglich, diese Lücken vorher zu sagen. Flugvorhaben, vor allem die auf größere Distanzen, wären ein Glücksspiel. Auch zeigen uns die Satellitenbilder, dass auf dem Gletscher selber die Bewölkung zunimmt. Dort sollten Schmelzwasserseen untersucht werden, aber bei tief liegender Bewölkung einen Gletscher hinauf zu fliegen wäre extrem fahrlässig. Eine Änderung der Wetterlage ist erstmal nicht in Sicht. Am Montag könnte sich ein größeres Wetterfenster auftun, doch auch das ist nicht wirklich sicher. Wenn wir also warten, könnte es passieren, dass wir uns Mitte nächster Woche unverrichteter Dinge auf den Weg nach Bremerhaven machen müssen. Vertane Zeit…

Vorsichtig tasten wir uns auf nicht vermessenem Terrain bis zur nächsten Insel vor.

…Plan-B wird aus der Schublade geholt. Im Scoresby Sund, etwa 500 Seemeilen weiter südlich, sind noch einige Verankerungen zu bergen. Auf dem Weg nach Bremerhaven ist das nur ein kleiner Umweg. Und Gletscher mit Schmelzseen obendrauf gibt es dort jede Menge. Also fällt ziemlich schnell die Entscheidung, gen Süden zu fahren. Nur für die Geo-Stationen am 79°-Gletscher sieht es schlecht aus – die sind nun mal, wo sie sind und müssen dort vorerst auch bleiben.

CR

Eisfestung.