20211118 – Emden – M177
Letzten Montag beendeten wir wie geplant unsere Forschungsarbeiten im Gotlandbecken. Die Airguns und Streamer wurden ein letztes Mal an Bord geholt und Meteor nahm Kurs auf den Nordostseekanal. Für die Wissenschaftler ist es ganz praktisch, dass wir etwa drei Tage bis zu unserem Einlaufen in Emden benötigten. So hatte man Zeit, das Equipment auseinander zu bauen, zu säubern und zu verstauen. Wahrscheinlich entstand während dieser Phase der größte Stress der Reise, denn zum Einlaufen mussten die Container für den Abtransport fertig sein.
Trotzdem hatten wir am Dienstag noch Zeit, eine umfangreiche Feuerübung durchzuführen. Solche Übungen finden meist einmal pro Expedition statt, denn nur so kann die Crew die für den Ernstfall nötige Routine entwickeln. Feuer an Bord ist gängiger Meinung nach das Todesurteil für jedes Schiff. An der „richtigen“ Stelle entstanden, hat eine Besatzung kaum die Chance, der Situation wieder Herr zu werden. Durch Rohrschächte und hinter Verkleidungen kann sich das Feuer ungehindert in den Aufbauten ausbreiten und die meisten Stellen im Schiff sind für eine Löschmannschaft mit der ganzen Ausrüstung und den Schutzanzügen nur schwer zu erreichen. Wichtig ist es, sofort zu reagieren. Sonst bleibt nur eine letzte Maßnahme: Das Verlassen des Schiffes. An der eigentlichen Übung ist nur die dafür ausgebildete Besatzung beteiligt, die Wissenschaftler sind nur Gäste, die gerettet werden müssen. Erfahrungsgemäß stehen wir (ich zähle ebenfalls zur Gruppe der Wissenschaftler) nur im Weg. Deshalb gibt es während der Feuerübung an Bord immer eine Einweisung in die Rettungsmittel des Schiffes. Diesmal wurde, etwas Abseits vom Geschehen, das Anlegen des persönlichen Rettungsanzuges geübt. Wie bei allen Dingen im Leben kann man auch hier Fehler machen und sollte das mal geübt haben. Kommt es zum Ernstfall, dann hat man kaum die Nerven, sich mit den Details des Anzuges zu beschäftigen. Dann sollte alles schnell gehen.
Gestern Morgen schließlich erreichten wir die Kieler Bucht. Vor der Schleuse zum NOK hatte sich eine kleine Warteschlange gebildet und wir mussten einige Zeit Geduld haben, bis wir in einfahren konnten. Die Fahrt durch den Kanal war wie üblich sehr abwechslungsreich. Schön, dass wir das bei Tageslicht erleben durften. Ich habe während der Fahrt Ausschau nach guten Stellplätzen für den Bulli gehalten. In unserem nächsten Urlaub soll der NOK eines der Ziele sein und wir wollen ein, zwei Tage am Kanal stehen und Schiffe beobachten. In der Abenddämmerung erreichten wir die Schleuse in Brunsbüttel und die anschließende Fahrt über die Elbe und in die Nordsee bis nach Emden fand im dunkeln statt.
Heute Morgen endete die Reise M177 im Hafen von Emden. Ganz zum Schluß gab es noch ein kleines Highlight: das Forschungsschiff Maria S. Merian brach gerade zu einer neuen Forschungsfahrt auf und wir trafen uns im Hafenbecken. Mit der Merian bin ich vor reichlich einem Jahr nach meinem MOSAiC-Einsatz von Spitzbergen nach Bremerhaven gefahren – da kommt ein wenig Wehmut auf.
CR