Umzug RemoteSensing

20200325 – 86° 01.199’ N 13° 07.559’ E – MOSAiC Leg 3

Der Downwash des Helikopters wirbelt den losen Schnee auf Scholle in die Luft und erschwert die Arbeit.

Seit MetCity vom Hauptteil der Forschungsscholle durch einen breiten Riß getrennt wurde, ist auch das benachbarte RemoteSensing ohne Stromzufuhr. Bisher wurde die umfangreiche Sammlung an Geräten zur Messung des Energiehaushaltes über der Eisfläche via MetCity mit Strom versorgt. Da es bisher nicht gelungen ist, in MetCity eine stabile Stromzufuhr zu installieren, kann auch RemoteSensing nicht mehr wie bisher betrieben werden. Die Geräte wurden teilweise abgebaut, einiges, vor allem die dazugehörige Hütte, steht jetzt ohne Funktion und zu Fuß nur schwer erreichbar, auf dem Eis. Es wurde Zeit für ein neues Konzept und man entschied sich, RemoteSensing an anderer Stelle neu zu errichten. Auserkoren wurde ein Platz in direkter Nachbarschaft zur Log-Area. Eines der schwereren Geräte und die Hütte mussten per Außenlast vom Hubschrauber in die Logistik-Area transportiert werden. In den nächsten Tagen wird dann alles am neuen Platz installiert und die Messungen können endlich fortgesetzt werden.

Die Hütte von RemoteSensing wird per Aussenlast in den Logistikbereich transportiert.

Seit nunmehr zwei Wochen müssen wir mit der veränderten Situation auf der Scholle klarkommen. Wir sind umgeben von Rissen, Eispressungen und die Situation verändert sich ständig. Auch die Polarstern liegt nicht mehr festgefroren im Eis, sondern schwimmt frei am Rande der Scholle. Dabei wird sie von den Eismassen ständig in Bewegung gehalten, rutscht an der Kante nach vorn und wieder zurück. Deshalb denken wir ernsthaft über einen neuen Standort für das Schiff an der Scholle nach. Der Riß auf der gegenüberliegenden Seite der Scholle ist inzwischen wieder zugefroren und dort scheint weniger Bewegung im Eis zu sein als in der sehr aktiven Scheerzone des derzeitigen Standortes der Polarstern. Doch die sichere Parkposition für das Schiff ist nur eine Seite der Medaille. Eine Standortveränderung hätte auch Einfluss auf die Messungen, die um und auf der Scholle erhoben werden. Auch die Zugänglichkeit zu den verschiedenen Standorten könnte erschwert werden. All das muss noch in diversen Meetings erörtert, das für und wider abgewogen werden.

Der Pilot hat keine Sicht auf das Geschehen direkt unter dem Helikopter. Deshalb muss ihn eine zweite Person einweisen. Kein leichtes Unterfangen im Schneegestöber, welches der Heli kurz über dem Eis verursacht.

Ebenfalls wichtiges Thema in den Meetings war unsere unklare, um nicht zu sagen missliche Situation. Dass die für nächste Woche geplante Ablösung per Flugzeug nicht stattfinden kann, ist schon seit geraumer Zeit bekannt. Wir haben einfach keine nutzbare Landebahn! Die Corona-Krise macht nun auch Plan B zunichte – nach diesem wären wir mit MI8-Hubschraubern zur russischen Nordpolstation geflogen und von dort weiter mit Flächenfliegern. Die Station wird aber aufgrund der Krise dieses Jahr nicht betrieben. Weitere Pläne bestehen nicht und es ist unklar, ob ein Schiff für die Ablösung kommen wird oder wir sogar die Expedition abbrechen müssen. Das ganze Wirrwarr wird durch die Informationspolitik des AWI nicht gerade erleichtert. In den Pressemitteilungen wurde bis vor kurzem noch verlautbart, dass die Corona-Krise keinen Einfluß auf unsere Ablösung hätte. Um mehr Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, haben wir während der letzten Tage einen Fragenkatalog für das AWI erstellt. Wir erhoffen uns damit mehr Transparenz in der sicherlich nicht einfachen Organisation des weiteren Verlaufs unserer Expedition.

CR

Nach getaner Arbeit kehrt der Helikopter zum Schiff zurück. RemoteSensing ist umgezogen.