20181003 – 81° 24.352’ N 128° 33.803’ E – PS115.2
Kastengreifer, Schwerelot, Multicorer – alles schon gesehen. Die Dredge ist mal was neues. Ziemlich rabiat diese Methode, Proben vom Meeresboden herauf zu holen. Lange Zähne pflügen den Boden durch, brechen Gesteine aus dem Schlamm und verfrachten alles in ein Netz aus Ketten dahinter. Die Dredge ist fürs Grobe gemacht. Sie wird über dem Heckgalgen auf den Meeresgrund herab gelassen. Ist sie am Startpunkt platziert, verholt das Schiff in der gewünschten Zugrichtung um etwa 1000 Meter. Dabei wird das Kabel langsam gefiert, die Dredge verbleibt also vorerst am Startort. Erst am Endpunkt der Dredge-Strecke wird das Gerät mittels Winde langsam nachgeholt. Mit der Winde kann man besser auf eventuelle Hindernisse auf der Zugstrecke reagieren. Bleibt die Dredge stecken, so kann man so problemlos wieder mehr Kabel geben und erneut versuchen, die Dredge einzuholen. Mit einem fahrenden Schiff hätte man keine Chance, das dredgen zu stoppen, ein reissen des Kabels wäre die Folge.
Nach den neuesten seismischen Profildaten der Geophysiker an Bord wurde angenommen, dass der mit der Dredge untersuchte Seamount, der rund 500 Meter über den sonst etwa 4000 Meter tiefen Ozeanboden herausragt, magmatischen Ursprungs ist. Also müssten die Proben aus magmatischen Gesteinen wie zum Beispiel Basalt bestehen. Es dauert ziemlich lange, bis die Dredge-Prozedur beendet ist. Und während der gesamten Zeit weiß man nicht, ob der Versuch erfolgreich war. Entsprechend steigt die Spannung, wenn sich das Kettennetz der Meeresoberfläche nähert. Sobald der Sack auf dem achternen Arbeitsdeck geleert war, stürzten sich die Wissenschaftler auf die in Schlamm verpackten Gesteinsbrocken. Doch leider war kein Basalt dabei – die These hat sich erstmal nicht bestätigt. Weitere Untersuchungen werden natürlich folgen. Und das bedeutet, dass die „Schmuddelkinder“ ihrem Spieltrieb erneut freien Lauf lassen können…
CR