Sargassum

20150514 – 11° 00.000’ N 30° 60.000 W – M116

Sargassumgras

Die Sargassosee befindet sich östlich von Florida und südlich der Bermudainseln. Sie wird durch den Golfstrom, den Nordatlantikstrom, den Kanarenstrom und den Nordäquatorialstrom begrenzt. Das Ergebnis ist ein riesiger Strudel, der größer als das Mittelmeer und das Karibische Meer zusammen ist. Die Strömungen rund um die Sargassosee verursachen Fliehkräfte, die den Meeresspiegel im Zentrum des Gebietes um etwa einen Meter absinken lassen. Der Name leitet sich von den großen Mengen frei im Wasser schwebenden Braunalgen der Gattung Sargassum ab, welche sich hier im Strudel zu riesigen „Wäldern“ sammeln. Finden kann man Sargassum weltweit in den wärmeren Meeren und so kann man auch auf unserer Forschungsreise immer wieder größere Mengen vorbei treiben sehen. 

Man vermutet, dass diese Pflanzen sehr alt werden können. Sie stellen einen erstaunlich vielfältigen Lebensraum für kleine Krabben, Würmer und andere Meerestiere dar. In einem kleinen Nebenprojekt werden auf dieser Reise – auf den CTD-Stationen – einige dieser Algen und deren Bewohner mit einem Planktonnetz aus dem Meer gefischt. Man hat es auf Ruderfußkrebse abgesehen. Diese stellen – zwischen 0,2 und 2 mm lang – den größten Anteil am marinen Zooplankton dar. Leider habe ich kein Macroobjektiv dabei, aber auf der Nahaufnahme des Sargassum kann man trotzdem eine Menge dieser Tiere entdecken. Manchmal treten sie in dichten Schwärmen auf, dann findet man bis zu 10.000 Individuen in einem Kubikmeter Wasser. Der Blick durch ein Mikroskop auf diese Tierchen ist beeindruckend. Einige der Ruderfußkrebse werden für ein Forschungsprojekt in Kiel konserviert.

Sargassumgras in der Nahaufnahme – schaut man genau hin, so erkennt man die Ruderfußkrebse.

Ein weiteres Nebenprojekt hat sportlichen Charakter. Für die Forschung werden Kalmare aus verschiedenen Stellen im Tropischen Nordatlantik benötigt. Da wir hier sowieso unterwegs sind, kann man bei den längeren CTD-Stationen – sie gehen bis auf 5000m Tiefe und das dauert ungefähr drei Stunden – Wissenschaftler und Techniker beim Angeln beobachten. Es ist gar nicht so einfach, Kalmare an den Haken zu bekommen. Aber unsere Freizeitfischer geben ihr bestes und jeder Fang wird gefeiert. Die meisten werden dann konserviert und später dem Forschungsprojekt übergeben. Hin und wieder fällt aber auch mal ein Kalmar für einen kleinen Abendsnack ab. So gab es gestern frischen Kalmar, eingelegt in Sojasoße und Knoblauch. Gar nicht mal so schlecht! Wozu Forschungsprojekte so gut sein können…

Ab morgen verlassen wir wieder mal den 11. Breitengrad und fahren nach Süden. Am Samstag werden wir dann eine CTD auf 6° N fahren. Ziemlich nah an der ITC. Je weiter wir nach Süden fahren, desto höher wird das Gewitter- und Schauerrisiko. Aber ein kräftiger Schauer wäre gar nicht mal so schlecht. So langsam lagert sich an den Geräten auf dem Mast eine dicke Schicht Saharastaub ab. Wenn es weiterhin nicht regnet, muss ich alle paar Tage in den Mast, um die Geräte zu säubern. Der Blick von da oben ist zwar schön, aber alles in allem ist es eine ziemlich dreckige Angelegenheit.

Gerade sind wir wieder mal auf einer CTD-Station. Eine 5000er. Ich werde mal schauen, ob uns das Anglerglück hold ist.

CR

CTD taucht ab – mal wieder…