Notfallübung

20150512 – 09° 39.421’ N 35° 0.000’ W – M116

Schon mal alles bereit halten – die Notfallübung steht an!

Immer mal wieder muss es sein. Notfallübung.

Am Anfang jeder Reise werden vor allem die Wissenschaftler – viele von ihnen fahren selten und vielleicht das erste Mal mit der Meteor – mit den Sicherheitseinrichtungen des Schiffes vertraut gemacht. Im Notfall muss jeder von ihnen wissen, wohin er bei welchem Signal zu gehen hat. Bei welchem Rettungsboot muss man sich anstellen? Wo gibt es Rettungswesten, falls man zu weit weg von der eigenen Kammer ist, in welcher sich normalerweise die persönliche Rettungsausrüstung befindet? Im Ernstfall muss man sich aber als Wissenschaftler vor allem um sich selbst kümmern. Die Crew dagegen hat da mehr Verantwortung und natürlich auch mehr Erfahrung und Wissen. In regelmäßigen Abständen muss das aber trainiert werden. Gestern war es mal wieder soweit. Alarm für die Crew. Verantwortlichkeiten wurden abgefragt, Ausrüstung getestet, Belehrungen durchgeführt und vieles mehr.

Damit klar ist, wer, wann, was zu tun hat, gibt es an Bord eine sogenannte Sicherheitsrolle. Dort ist namentlich festgehalten, was jedes einzelne Crewmitglied im Ernstfall zu tun hat. An verschiedenen Stellen im Schiff hängt diese Sicherheitsrolle aus, so dass sie jeder einsehen kann. 

Gestern wurde auch der Umgang mit Atemgeräten geübt. Im Brandfall sind sie unverzichtbar. Es ist aber nicht so einfach, sich mit einer Atemmaske, die nur ein schmales Blickfeld freilässt, in einem verqualmten Raum zurecht zu finden. Zum Üben gibt es deshalb eigens eine Nebelmaschine. So verwandelten sich Teile des Schiffes in ein unübersichtliches Labyrinth, in welchem scheinbar ziellos dick vermummte, schwer atmende Crewmitglieder herumirrten. Natürlich schien das nur einem Außenstehenden so – jeder wusste, was zu tun ist und die Übung war ein Erfolg. Am Ende der Übung wurde dann noch der korrekte Einsatz der Notfallraketen und -fackeln geübt.

Ich hoffe natürlich, dass der Ernstfall nie eintritt. Aber statistisch gesehen verliert die Seeschifffahrt jede Woche ein Schiff. Auch wenn das im Verhältnis zur Anzahl der Schiffe auf der Welt ein recht kleiner Teil ist, so ist man doch beruhigt wenn man weiß, dass die Crew bestens auf diesen Ernstfall vorbereitet ist.

Gerade sind wir auf dem Rückweg von einem kleinen Ausflug in den Süden. Bis auf 07° 30’ N sind wir gefahren. Morgen geht es bis auf 12° N und dann wieder zurück auf die Nulllinie dieser Reise, dem 11. Breitengrad. Der Nordostpassat weht wieder beständig mit seinen rund 5 Bft, die Dünung ist wieder auf ihr Normalmaß zwischen 1,5 und 2 m zurückgegangen. Saharastaub macht sich langsam überall auf dem Schiff bemerkbar – ich werde wohl bald unsere Geräte auf dem Mast reinigen müssen. 

Jetzt aber werde ich mir erstmal ein lauschiges Plätzchen für den Abend suchen und noch ein Bier genießen.

CR

Notfallübung!