20220725 – 82°53’51.972″ N 6°15’2.628″ W – PS131
Nachdem wir die letzte unserer Forschungsschollen besichtigt hatten, fuhren wir immer weiter ins Eis gen Nordwesten, kamen gut voran und erreichten gestern die Gegend um das Aurora-Vent-Field. Dieses befindet sich auf dem Gakkelrücken, der nach Norden verlaufenden Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens. Hier treffen die Eurasische und Nordamerikanische Platte aufeinander und formten ein riesiges unterseeisches Gebirge. 1999 registrierte man hier einen umfangreichen Erdbebenschwarm. Innerhalb von neun Monaten bebte die Erde 250 Mal. Das war ungewöhnlich, denn in der Gegend gibt es kaum Bewegung in der Plattentektonik. Schon zwei Jahre nach dem ungewöhnlichen Ereignis startete deshalb die AMORE-Expedition, um den Gakkelrücken genauer zu untersuchen. Dabei entdeckte man ungewöhnlich viel „Rauch“ von Hydrothermalquellen, das später so benannte AURORA-Vent-Field. Seit dem wird die Gegend intensiv erforscht.
Ein Problem bei Forschungsarbeiten am Gakkelrücken ist das Eis auf der Wasseroberfläche. Um hier herzukommen braucht man zwingend einen Eisbrecher. Doch auch wenn man diesen zu Verfügung hat, gestaltet sich die Bergung der Gerätschaften vom Meeresboden schwierig. Sie liegen in bis zu 4000 Metern Tiefe um den Gakkelrücken herum am Meeresboden. Wie normale Verankerungen werden sie für die Bergung per Schallsignal von den Bodengewichten gelöst und steigen langsam durch die Wassersäule nach oben. Dabei sind sie natürlich allen möglichen Wasserströmungen ausgesetzt und es ist schwierig, die genaue Position des Auftauchens vorherzusagen. Doch genau dort sollte ein möglichst großes Eisloch vorbereitet sein. Schwierig, und all zu oft kommt es vor, dass so ein OBS unter einer Eisscholle stecken bleibt. Dann muss man es suchen, die entsprechende Scholle mit dem Eisbrecher zerkleinern bis das OBS zum Vorschein kommt und hoffen, dass es dabei keinen Schaden nimmt. Wir hatten während der Bergungsarbeiten scheint’s ein glückliches Händchen – alle Geräte wurden geborgen, die Neuen platziert.
Für Außenstehende interessanter war aber heute das Geschehen auf dem Eis. Schon heute Morgen wurde eine Robbe gesichtet. Abgesehen von Vögeln das erste Lebewesen seit langem, welches wir zu Gesicht bekamen. Und wo es Robben gibt, sind in der Arktis meist auch Eisbären nicht weit. Die schauten dann am Abend beim Schiff vorbei. Eine Mutter mit ihrem Jungen. Leider waren sie eher scheu und trauten sich nicht all zu nah ans Schiff. Aus sicherer Entfernung beobachteten sie unser Tun und als wir nach getaner Arbeit wieder in Richtung Eiskante starteten, verfolgten sie noch eine ganze Weile Schiff. Wir sind jetzt wieder auf dem Weg zu den Forschungsschollen. Wir werden sie ein drittes Mal untersuchen und wer weiß? Vielleicht sehen wir ja auch dort Eisbären….
CR