20220106 – Capetown – PS128
Heute Morgen war es endlich soweit! Nach zehn Tagen im Quarantäne-Hotel durften wir unsere Zimmer endlich verlassen. Zuerst, nämlich schon 04:30 Uhr, startete die Crew der Polarstern zum Schiff. Die Wissenschaftler folgten dann 07:45 Uhr in zwei Bussen. Es war schon ein komisches Gefühl, nach der langen Zeit im Zimmer, dieses zu verlassen, hinunter in die Lobby zu gehen und seine nur einmal zu Beginn der Quarantäne benötigte Key-Card abzugeben. Sämtliche in der Lobby beschäftigte Mitarbeiter des Hotels hatten OP-Anzüge an und waren maskiert. Auf kürzestem Weg wurden wir zu den bereit stehenden Bussen geleitet. Draussen, etwas abseits des Geschehens, hatte der Rest des Personals Aufstellung genommen, um uns bei der Abfahrt des Busses gebührend zu verabschieden.
Auf direktem Wege ging es nun zum Hafen. Wegen der besonderen Quarantäne-Situation sollten wir durch ein Nebentor möglichst schnell und ohne den Bus verlassen zu müssen zum Schiff gelangen. Keinerlei Kontakt! Leider schienen das die Mitarbeiter der Security-Firma, die diesen Nebeneingang kontrollierten, nicht zu wissen und so standen wir über eine Stunde vor verschlossenen Toren. Aber auch diese Situation klärte sich und wir erreichten das Schiff gegen neun. Die Besatzung, die das Schiff bis Kapstadt gebracht hatte, war da schon längst auf dem Heimweg. Bei der Übernahme des Schiffes durch die neue Besatzung sollte niemand mehr an Bord sein – auch ein Teil des Quarantäne-Konzeptes. Auch in der Wetterwarte erfolgte die Übergabe schriftlich. Die Vorbereitungen für unsere Expedition waren schon getroffen und so konnten wir direkt anfangen zu arbeiten.
Auslaufen war für 16 Uhr geplant. Bis dahin absolvierten wir die obligatorische Einweisungsveranstaltung und das Stellmanöver. Alle waren bereit, doch der Lotse hatte noch andere Verpflichtungen. „Leinen los!“ hieß es dann endlich gegen 18 Uhr. Der Wind hatte ziemlich aufgefrischt. Fallwinde fegten vom Tafelberg hinab in die Stadt und den Hafen. In Kapstadt nennt man diesen Wind aus Südosten „Cape Doctor“, da er die dreckige Luft aus der Stadt hinaus aufs Meer fegt. Charakteristisch sind dabei die Wolken, die auf dem Plateau des Tafelberges zu liegen scheinen. Für Polarstern erschwerte sich dadurch das Ablegemanöver enorm. Doch mit Hilfe zweier Schlepper kamen wir gut aus dem Hafen und sind jetzt endlich unterwegs in die Antarktis.
CR