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20210219 –  74°45’10.368″ S 34°52’34.068″ W – PS124

Eine gepolsterte Schlinge am Seil, geführt durch eine lange Stange, soll den über Bord gegangenen wieder aufnehmen.

Nach den Testfahrten mit den Rettungsbooten vor zehn Tagen gab es heute eine Steigerung der Sicherheitsübungen zu bestaunen: das „Man overboard“ – Manöver, kurz MOB-Übung genannt. Allerdings handelte es sich heute streng genommen um eine WOB-Übung, denn zur Abwechslung ging diesmal eine Frau außenbords. Völlig freiwillig natürlich, gut verpackt gegen Wasser und Kälte in einem Trockenanzug und immer begleitet von einem Schlauchboot – man weiß ja nie, was so schief geht. Es gibt übrigens jede Menge Leute an Bord, die schon immer mal so weit südlich baden wollten, so dass es an Freiwilligen für diese speziellen Übungen selten mangelt.

Gut eingepackt in Überlebensanzug und Schwimmweste geht unser „Versuchskaninchen“ über Bord.

Die Wassertemperatur liegt bei -1,7 Grad Celsius – trotz Trockenanzug kein Vergnügen!

Der Trick mit der gepolsterten Schlinge funktioniert. Allerdings findet der Versuch ohne Seegang statt…

Heute wurde ein neuartiges Rettungsgerät getestet. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art Rettungsring in Form einer gepolsterten Schlinge an einem Seil, die mittels eines langen Stabes vom Arbeitsdeck aus in Position gebracht wird. Die Person im Wasser schlüpft dann in die gepolsterte Schlinge hinein, löst den Stab von der Schlinge und wird anschließend am Seil an Bord gezogen. In der Theorie scheint das ganz praktikabel zu sein, in der Praxis jedoch gab es Schwierigkeiten, den Stab von der Schlinge zu lösen. Seegang hatten wir während der Übung keinen – man kann sich aber vorstellen, dass die Prozedur bei hohen Wellen noch schwieriger wird. Größter Vorteil dieser Vorgehensweise ist natürlich, dass niemand für die Rettung der Person im Wasser das Schiff verlassen muss.

Die traditionelle Methode: ein Schlauchboot kommt zu Hilfe.

Ohne Seegang ist die Rettung per Schlauchboot eine vergnügliche Planscherei, bei fünf Meter See allerdings…

Die klassische Vorgehensweise wurde im Anschluss geübt. Dafür nutzt man ein Schlauchboot und zwei weitere Personen müssen das Schiff verlassen. Ebenfalls keine angenehme Vorstellung bei hohem Seegang. Im ungünstigsten Falle muss man nun drei Personen aus dem Wasser bergen. So hat jede Methode ihre Vor- und Nachteile. Im Ernstfall muss man abwägen, welches Vorgehen in der aktuellen Situation die wenigsten Gefahren birgt. Vor allem schnell muss es gehen, denn bei den hier herrschenden Wassertemperaturen unterkühlt die über Bord gegangene Person innerhalb weniger Minuten. Am besten ist es natürlich, wenn niemand erst über Bord geht!

CR

Versorgung an Bord, Kampf gegen Unterkühlung – im Ernstfall hätte die im Wasser treibende Person sicher keinen Trockenanzug an, dann muss es schnell gehen!