COSMUS

20210209 – 70°28.9’S 29°47.8’W – PS124

Der erste Eisberg auf dieser Expedition.

FOS (Filchner Outflow System), FROSN (Filchner Ronne Outflow System Now) und FROST (Filchner Ronne Outflow System Tomorrow) waren die ersten Expeditionen dieser Reihe. Mit dieser Expedition folgt COSMUS (COntinential Shelf MUltidisciplinary Flux Study). Bei allen geht es um ozeanografische, biologische und bio-geochemische Untersuchungen im östlichen Weddellmeer. Im nördlichen Bereich des Filchnertroges, unserem Hauptarbeitsgebiet, trifft sehr kaltes Eisschelfwasser auf relativ warmes Tiefenwasser aus dem Weddellmeer, durchmischt sich und speist im weiteren Fluss den unteren Teil der globalen Ozeanzirkulation. Durch Tiefseeverankerungen erhobene Daten aus vergangenen Jahren ergaben, dass sich der Anteil des warmen Tiefenwassers erhöht hat. Auslöser für diese Veränderung dürfte der Abbruch von drei sehr großen Eisbergen 1986 sein, klimatologische Veränderungen verstärken den Effekt, vor allem durch den erhöhten Eintrag von Süßwasser aus schmelzendem Festeis in das System. Regelmäßige Messungen sind essentiell, um die Veränderungen der Zirkulation im Weddellmeer zu verstehen, Modellrechnungen zu verbessern und letztlich deren Auswirkung auf den Klimawandel besser vorherzusagen. Deshalb wird die Reihe der Expeditionen mit diesem Schwerpunkt sicher nach COSMUS fortgesetzt.

Planung PS124

Neben den rein wissenschaftlichen Aufgaben hat PS124 noch eine logistische zu bewältigen. Coronabedingt sind seit letztem Jahr die üblichen Routinen für das Betreiben und Ausrüsten der Neumayer-Station durcheinander geraten. Die Überwinterer der Saison 2020 und das Bauteam, welches im antarktischen Sommer an der Station arbeitet, können nicht wie üblich per Flieger vor Beginn der nächsten Wintersaison ausgeflogen werden. Sie werden in diesem Jahr mit der Polarstern zu den Falklands reisen und von dort nach Deutschland fliegen. Über zwanzig sind es. In der letzten Woche wird es wohl ziemlich eng an Bord werden. Doch soweit ist es noch lange nicht. Wir sind erst am Anfang unserer Expedition.

Walsichtung.

Buckelwale.

Nach einer ziemlich holprigen Überfahrt – bei Wellenhöhen bis zu acht Metern gab es viele Beschwerden in der Wetterwarte – haben wir schon letzten Freitag, also rund zwei Tage nach unserem Auslaufen von den Falklandinseln, den ersten Eisberg bei gesichtet. In seiner Nähe konnten wir jede Menge Pinguine bei der Jagd beobachten. Der Blas von Buckelwalen in der Umgebung des Schiffes wurde immer häufiger. Weitere zwei Tage später querten wir schließlich den Südlichen Polarkreis. Geografisch betrachtet befinden wir uns seitdem in der Antarktis. Unsere erste Arbeitsstation, im nördlichen Weddellmeer gelegen, erreichten wir gestern. Hier wurden erste Messungen durchgeführt. Die Forschungsarbeit läuft also.

Pinguin im Jagdfieber.

Nach Beendigung der ersten Station konnte das günstige Wetter außerdem für den Test der Rettungsboote genutzt werden. Regelmäßig müssen diese ausgesetzt und gefahren werden. Das Wiedereinholen der Boote ist bei hohem Wellengang so ziemlich unmöglich, oder zumindest höchst gefährlich. Deshalb ist man froh, wenn das Wetter passt, solange wir uns noch in offenem Wasser befinden. Sind wir erstmal im Eis, dann macht das Aussetzen der Boote ja auch keinen Sinn mehr. Zumindest kann es dann schwer werden, genügend freies Wasser zur richtigen Zeit zu finden. Und in jedem Fall müssen die wissenschaftlichen Arbeiten während dieser Aktion ruhen.

Test der Rettungsboote.

Die Wetterwarte arbeitet schon seit unserem Auslaufen von den Falklands. Ein Tag nach dem Auslaufen hatten wir genügend Abstand zu den Inseln, um unsere Radiosonden sicher starten zu können. Demnächst werden auch die Hubschrauber zum Einsatz kommen – dann werden wir täglich zwei Wetterballone starten. So langsam kehrt also die übliche Routine auf dem Schiff ein. Und die bleibt uns in den nächsten sieben Wochen erhalten, denn die Falklands laufen wir erst Ende März wieder an.

CR

Ballonaufstiege werden wieder regelmäßig durchgeführt.