20210130 – Bremerhafen – PS124
Noch eine Nacht werden wir im Quarantäne-Hotel verbringen. Nachdem gestern alle zum dritten Mal negativ auf Corona getestet wurden, soll es morgen endlich losgehen. Am Vormittag wird das Gepäck zum Flughafen Hamburg transportiert, am Nachmittag werden wir mit fünf Bussen folgen. Der Hamburger Flughafen hat eigens für diese Aktion ein Terminal geöffnet, damit die gesamte Abfertigung unseres Fluges weitgehend abgeschirmt vom Rest der Welt stattfinden kann. Der Airbus A350-900 D-AIXP „Braunschweig“ wird desinfiziert, betankt und beladen und startet morgen Abend mit uns zum längsten Nonstop-Flug der Lufthansageschichte. Knapp 16 Stunden werden wir für die rund 13.700 Kilometer benötigen. Der sonst übliche Zwischenstop auf den Kanaren, den Kapverden oder Ascension Island wurde aus Pandemieschutzgründen verworfen – so wird es eben ein Rekordflug, für den nur der Airbus A350 in Frage kam. Andere Langstreckenflugzeuge bräuchten aufgrund ihres Gewichtes zu viel Treibstoff.
Die Länge des Fluges, der ungewöhnliche Landeplatz, aber auch etliche Maßnahmen zu Schutz vor der Coronapandemie machen den Flug für die Crew zu etwas Einmaligem. Viel Vorbereitung war nötig, der Flug wurde im Simulator mehrfach geprobt. Es fliegen Techniker mit, die Be- und Entladung vor Ort muss die Crew selbst organisieren. Auch die Verpflegung für den Rückflug war nicht ganz einfach zu besorgen. Ein Hotel und teilweise auch die Küche der Polarstern übernehmen das nun. So gab es wenig Ruhe für die Crew hier im Hotel. Ein Meeting nach dem anderen und auch die PR-Abteilung der Lufthansa nutzt diesen Flug für ihre Zwecke. Es gab wohl sogar ein Radiointerview mit dem Braunschweiger Bürgermeister – des Namens unseres Fliegers wegen.
Heute Abend fand noch ein abschließendes Meeting mit der Crew und den Wissenschaftlern der Polarstern statt. Uns wurden nochmals die Abläufe erklärt und die Strecke vorgestellt. Ein Wetterbriefing gab es ebenfalls. Demnach wird es wohl auf der Strecke immer mal wieder etwas holprig, über der Biskaja, der Innertropischen Konvergenzzone und im Gebiet um Montevideo. Die Landebedingungen auf den Falklands werden aber trotz heftigem Wind vor Ort ganz passabel ausfallen, mit Turbulenzen ist dort aufgrund der günstigen Windrichtung aus West bis Westnordwest nicht zu rechnen. Trotzdem sind Alternativen für die Landung vorgesehen. Da dies aber unseren zweiwöchigen Bemühungen, der Corona-Pandemie aus dem Weg zu gehen, entgegen arbeiten würde, hoffen wir mal auf eine planmäßige Landung in Mt. Pleasant. Schließlich wartet auch Polarstern dort und alles andere würde den Beginn der Expedition PS124 weiter verzögern.
CR