Ballontown

20200407 – 84°29’45.599″ N 14°33’0″ E – MOSAiC Leg 3

Besuch im Luftraum: Ein Beobachtungsflugzeug der Dänischen Luftwaffe umkreist die Polarstern.

Als ich in den Augenwinkeln am Rande meines Sichtbereiches etwas vorbeifliegen sah, dachte ich erst an eine neue Drohne des ATMOS-Teams. Doch bei genauerem Hinschauen entpuppte sich das Flugobjekt tatsächlich als ein Flieger der dänischen Luftwaffe. Auf Brücke konnte ich dann den Funkverkehr mithören – man wollte nur mal nach dem Rechten schauen. Das Flugzeug kam gestern aus Station Nord, einem Außenposten der Dänen im äußersten Norden Grönlands und absolvierte einen Routineflug. Einige tiefe Vorbeiflüge später verabschiedeten sich die Piloten brav und ließen uns wieder allein in den Weiten der Arktis. 

In einigen hundert Metern Höhe ist Miss Piggy kaum noch zu erkennen. Die maximale Leinenlänge beträgt 1800 Meter, der Fesselballon erreicht dann eine Höhe von etwa 1600 Meter.

Verschiedenste Messinstrumente werden einfach unter dem Ballon befestigt und können bis in Höhen von etwa 1600 Meter eingesetzt werden.

Die Bordwetterwarte hat heute Nachmittag einen kleinen Ausflug nach Ballontown gewagt. Bei schönstem Wetter und wenig Wind startete heute der „Miss Piggy“ getaufte Fesselballon. Mit ihm, besser gesagt ihr, kann man Messgeräte aller Art bis in Höhen um 1600 Meter bringen. Anders als bei Radiosonden an frei steigenden Ballonen kann man den Aufstieg eines Fesselballons stoppen und Zeitreihen in bestimmten Höhen messen. Meist starten die beiden Operateure Egon und Ralf den Fesselballon in den Morgenstunden und belassen die Messgeräte bis zum Nachmittag in einer vorher festgelegten Höhe. Als wir sie heute Nachmittag besuchten, wurde „Miss Piggy“ gerade wieder geborgen. Nach getaner Arbeit wird der Fesselballon in einem eigens auf dem Eis errichteten Hangar geparkt. Interessanter Fakt am Rande: Egon ist neben dem Kapitän am längsten bei MOSAiC dabei. Beide starteten ihren Dauereinsatz schon in Tromsø zu Leg 1 und sollten nach Beendigung von Leg 3 mit uns zusammen die Heimreise antreten.

Miss Piggy wird nach dem Aufstieg in einer eigens dafür errichteten Garage geparkt.

Egon & Ralf – die Herren von Balloontown.

Leider jedoch wird sich unsere Abreise auf unbestimmte Zeit verschieben. Aus Bremerhaven liegt jetzt zwar eine Auflistung an Optionen vor, doch die liest sich eher wie ein Märchenbuch. Auch die Antwort auf unseren Fragenkatalog haben wir erhalten – dort werden die Probleme ausschließlich der Corona-Pandemie zugeschrieben. Immerhin wird nun die Möglichkeit eines Abbruchs der Expedition in Erwägung gezogen, allerdings erst als Option für das Scheitern aller anderen Versuche, einen Crew-Tausch direkt an der Forschungsscholle zu realisieren – unabhängig von der zeitlichen Dimension, die solch eine Operation mit mehreren Schiffen hätte. Bis dahin bleiben wir gefangen im Eis, wobei das Eis nicht das Problem ist, sondern die Leitung der MOSAiC-Expedition.

CR

Start einer kleinen Messdrohne am Gummiseil. Die Drohnen fliegen per Autopilot eine vorher festgelegte Strecke ab und können mit verschiedensten Meßgeräten bestückt werden.