20190818 – 79° 08.006’ N 04° 53.833’ E – PS121
Es hat uns ganz schön durchgeschüttelt. Fünf bis sechs Meter hohe Wellen in den ersten Tagen dieser Expedition haben dem einen oder anderen an Bord zu schaffen gemacht. Normalerweise verträgt Polarstern einiges mehr an Seegang, aber in Vorbereitung für das MOSAiC-Projekt wurden die Stabilisatoren ausgebaut und das Schiff ist hoch beladen. Dadurch wird die sonst ruhige Polarstern zum Schaukelschiff. Doch das ist jetzt schon fast vergessen. Wir sind im Hausgarten angekommen, das Wetter hat sich beruhigt und die ersten wissenschaftlichen Arbeiten haben begonnen. Auch die Heli-Crew hat schon einige Flüge absolviert. Ein neuer Pilot macht auf dieser Reise seine ersten Erfahrungen in polaren Gebieten und die gesamte Crew muss sich auf die Gegebenheiten der Polarnacht vorbereiten. Dummerweise wird es auf dieser Expedition nie wirklich dunkel, spezielle Anflugverfahren für die Nacht und ähnliches kann man aber trotzdem üben. Das wird auch der Haupteinsatzzweck für die Hubschrauber auf dieser Reise sein, denn wissenschaftliche Flüge werden kaum stattfinden.
Im Mittelpunkt dieser Reise steht der Hausgarten. Dabei handelt es sich um ein Langzeitprojekt des AWI. Seid nunmehr zwanzig Jahren wird das Projekt aus zwanzig Stationen westlich von Spitzbergen gepflegt. Das Gebiet reicht von den relativ flachen Schelfgebieten Spitzbergens bis hin zur tiefsten Stelle der Arktis, dem Molloy Deep (rund 5550 m tief!), und deckt fast alle Teile des marinen Ökosystems ab. Die Ergebnisse dieser Langzeitstudie sollen dazu beitragen, die Bedeutung des Meereises und die Auswirkungen des Klimawandels für marine, arktische Ökosysteme besser zu verstehen.
Jedes Jahr in den Sommermonaten müssen die einzelnen Stationen gewartet oder erneuert werden. Die von den Stationen erhobenen Daten werden durch zusätzliche Messungen angereichert. Alle möglichen Geräte kommen dabei zum Einsatz – unter anderem die allseits bekannte CTD, der MUC, verschiedene Landersysteme, aber auch das ROV, ein AUV und einige Geräte mit exotischen Namen wie NOMAD, OFOS oder RAMSES. Es scheint also ziemlich stressig zu werden zum Hausgarten-Jubiläum – für die Arbeiten vor Ort sind gerade mal knapp vier Wochen veranschlagt und der Countdown für MOSAiC tickt weiter!
CR