79°NG

20180728 – 79° 40.186’ N 16° 53.722’ W – PS114

Freie Sicht auf Grönland – der Nebel hat sich gelichtet.

Lange Nebeltage mit Regen liegen hinter uns. Heute Morgen wurde die Nebeldecke immer dünner, die Sonne zeigte sich und schließlich war es vorbei. Wir erreichten die Nordostküste Grönlands, die Gegend um den 79°-Nord-Gletscher, kurz 79°NG genannt. Nachdem sich die letzten Nebelfetzen verzogen hatten, hatten wir klare Sicht bis zum Horizont, mehr als 100km weit! Die Stimmung an Bord verbesserte sich schlagartig. Die Kulisse um uns herum war einzigartig!

Nebelbogen vor der Küste Grönlands.

Lange Zeit war noch gar nicht sicher, ob wir überhaupt zum 79°NG fahren würden. Die Eissituation verhieß nichts Gutes. An den Stellen, wo sich die zu bergenden Verankerungen befanden, lag dickes Festeis. Während der letzten Wochen konnte man auf den Satellitenbildern kaum Bewegung ausmachen. Ein paar Risse konnte man zwar erkennen, aber würde das reichen? Wir wagten den Versuch und wurden belohnt.

Die Eissituation ist nicht hoffnungslos – die Polarstern kommt damit klar.

Eine der Verankerungen taucht zwischen den Eisschollen auf.

Drei der vier Verankerungen konnten geborgen werden. Wir mussten zwar immer wieder mit dem Schiff Platz zwischen dem Eis schaffen, aber das ist schon längst Routine. Man fährt dabei über der Verankerungsposition weite Kreise, bricht größere Schollen und bläst den entstehenden Mischmasch mit den Seitenstrahlrudern beiseite. Dann löst man die Verankerung aus. Nur bei der vierten Verankerung mussten wir passen, kamen nicht mal in die Nähe. Sie muss eben bis zur nächsten Expedition in diese Gegend an ihrem Platz verbleiben.

Ein Eisbär verfolgt unser Treiben.

Ein Walroß vor der Kulisse des 79°NG.

Nicht nur die Sonne verhalf zu bester Stimmung an Bord. Wir haben auch endlich mal einen Eisbären zu Gesicht bekommen! Auch ein Walross setzte sich vor der Kulisse des 79°NG in Szene. Als besonderes Highlight des Tages tauchte auch noch ein Grönlandwal direkt neben dem Schiff auf. Diese sind sehr selten, man schätzt die Gesamtpopulation auf gerade mal auf 5000 bis 8000 Exemplare. Im Nordatlantik galt die Art seit Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben. Ein kleine Population scheint hier jedoch überlebt zu haben und erholt sich langsam wieder. Um so schöner, eines dieser seltenen Exemplare beobachten zu können!

Ein seltener Grönlandwal taucht direkt neben dem Schiff auf. Leider nur kurz…

Auch unsere Piloten sind heute endlich mal zum Einsatz gekommen. Während der letzten Wochen konnte nur in extrem kurzen Nebelpausen geflogen werden. Heute war endlich bestes Flugwetter und der Hubschrauber startete für eine Eiserkundung. Später wurden dann noch einige Eimer Schnee für weitere Untersuchungen von einer Scholle geholt. Alles in allem also ein guter Tag für alle. Leider bleiben wir nicht lange in dieser Gegend, bald geht es zurück in Richtung Tromsø, unserem Zielhafen. Und auf dem Weg dorthin wird das Wetter wieder schlechter werden und …. es wird Nebel geben.

CR

Nach der langen Nebelzeit bekommen nun endlich auch die Piloten zum Zuge.