20180128 – 70’ 32.769’ S 08° 08.555’ W – PS111
Das erste Ziel dieser Reise haben wir erreicht. Die Atka-Bucht. Einiges an wissenschaftlicher Arbeit ist schon gelaufen. Ein paar CTDs, Gravity-Corer – das übliche eben. Aber auch der Manta kam zum Einsatz. Mit diesem sammelt man Oberflächenwaser in einem Netz. Der Kopfteil, durch den das Wasser strömt, gleich einem Manta-Rochen, allerdings einem ziemlich kantigen. Aber es scheint zu funktionieren – da geht es weniger um Schönheit. Während der Stationsarbeiten konnten wir oft Buckelwale beobachten. Meist sah man nur den Blas in der Umgebung aufsteigen, hin und wieder kamen sie aber bis an das Schiff heran.
Letzten Freitag schließlich durchfuhren wir den 66. Breitengrad in Richtung Süden. Damit erreichten wir, geografisch-astronomisch gesehen, antarktische Gewässer. Viel änderte sich vorerst nicht, auch die Anzahl der Eisberge nahm kaum zu. Die eigentliche Eisgrenze erreichten wir sogar erst heute Morgen. Das änderte alles. Eisschollen und Eisberge bis zum Horizont. Die Dünung kam vollends zum Erliegen, da sie durch das Eis extrem gedämpft wird. Immer wieder konnten wir Pinguine sehen, die auf ihren Schollen stehend die Polarstern beim Vorbeifahren beobachteten. Kamen wir zu nah, brachten sich die meisten auf ihren Bäuchen rutschend ins Wasser in Sicherheit. Ab und an tauchten auch hier Wale zwischen den Eisschollen auf. Die tief stehende Sonne bescherte uns ein ständig wechselndes Farbenspiel – grünes Wasser, bläuliche Eisberge, rötlicher Himmel, einfach unbeschreiblich.
Am späten Nachmittag kam dann die Atka-Bucht in Sicht. Das Eis wurde immer dichter, der Platz zwischen den Schollen immer enger. Aus der Ferne konnten wir schon ein kleines Empfangskomitee auf dem Schelfeis erkennen. Doch das musste warten. Unser Kurs führte nämlich direkt am Lagerplatz einer Ross-Robbe vorbei. Ein kleines Forscherteam an Bord möchte genau diese Robbenart mit Sendern versehen, um die Gewohnheiten der Tiere besser erforschen zu können. Also nutzten wir die Gelegenheit für eine kurze Jagd. Meter um Meter schoben wir uns mit der Polarstern an die Scholle heran. Die Robbe lies sich davon nicht stören. Das Team setzte mit dem Mannkorb am Kran auf die Scholle über, fing die Robbe mit einem Netz und brachte den Sender an. Die Aktion dauerte ein Weilchen, denn der Kleber, mit welcher der kleine Sender am Hinterkopf der Robben angebracht wird, braucht einige Zeit zum trocknen.
Das kleine Empfangskomitee an der Schelfeiskante musste also noch ein wenig warten. Das taten sie aber sowieso an der falschen Stelle. In der Annahme, dass Polarstern nicht all zu weit in die Bucht hinein fahren könne, hatten sie sich am Nordanleger bereit gestellt. Das Schiff gelangte aber ohne größere Probleme etliche Meilen weiter in die Bucht hinein, was die Strecke zwischen Anleger und Neumayer erheblich verkürzte. Und so wurden wir auf unserer Fahrt am Schelfeis entlang von zwei Motorschlitten verfolgt. Als wir dann schließlich anlegten, war das „Hallo“ riesig!
Später kamen die vier Neumayers dann an Bord und verbrachten den Abend mit uns. Die beiden Motorschlitten standen ziemlich verloren auf der riesigen Eisfläche herum. In der Ferne konnte man die Station erkennen. Morgen früh beginnt das Ausladen. Etliche Container und eine Menge Brennstoff werden auf das Schelfeis hinüber wechseln und der lange Winter im Eis kann gut versorgt beginnen.
CR