Verschlusszustand

20160129 – N 20° 32.158’ S 12° 38.524′ – M122

Reine Vorsichtsmaßnahme in den Gewässern vor Angola – man weiß ja nie.

Verschlusszustand? Was soll das denn sein? Nun, wie der Name schon vermuten lässt, soll sich hier etwas in verschlossenem Zustand befinden und in unserem Fall ist das die Meteor!

Normalerweise wird der Verschlusszustand angeordnet, wenn sich das Schiff im Hafen befindet. Einziger Zugang in das Innere soll das Geolabor sein. Dort hält sich dann die Hafenwache auf, kontrolliert und dokumentiert jeden Besuch, jede Person, welche an Bord kommt. Umgehen kann man diese Kontrolle sicher – erschwert wird der Zugang aber allemal. Das merkt man vor allem, wenn man wie gewohnt die Außentreppe bis zum grünen Deck hinauf geht und dort feststellen muss, dass man nicht rein kommt. Also wieder runter und innen nach oben…

In den letzten Wochen wurde auf der Meteor auch auf See der „Verschlusszustand“ angeordnet – täglich in der Zeit von 18 bis 06 Uhr. Wir forschten in einem als Pirate Area ausgewiesenem Gebiet. Die gesamte Küste Angolas ist immer noch für „nicht sicher“ erklärt – auch wenn es schon länger keine Übergriffe gab. Für den glücklicherweise sehr unwahrscheinlichen Ernstfall wurden trotzdem weitere Vorkehrungen getroffen – Feuerwehrschläuche wurden für die Abwehr ausgelegt, der Laderaum 2 wurde als Sicherheitsraum eingerichtet, alle an Bord wurden in die besonderen Umstände eingewiesen und verdächtige Boote sollten unverzüglich auf der Brücke gemeldet werden. Kein Spaß! 

Die Küsten Angolas sind als Piratengebiete ausgewiesen – während der gesamten Zeit in Arbeitsgebiet B wurden Vorsichtsmaßnahmen angeordnet.

Inzwischen befinden wir uns wieder in namibischen Gewässern. Hier ist nichts zu befürchten und ich kann unbeschwert darüber schreiben. Den letzten Tauchgang mit dem ROV absolvierten wir am Mittwoch – es ging auf 2000m Tiefe, alles funktionierte wie geplant. Zurückgelassen haben wir eine kleine Platte mit dem Namen der Expedition und den Unterschriften der Teilnehmer. Einige Profilvermessungen werden wir auf dem Heimweg zwar noch durchführen, die Forschungsreise ist aber im Prinzip beendet. Wie der Fahrtleiter auf seinem gestrigen Vortrag für die Besatzung ausführte, war die Reise ein voller Erfolg. Dass es vor allem vor der angolanischen Küste bei relativ niedrigem Sauerstoffgehalt derart vielfältige und ausgedehnte Kaltwasserkorallenriffe gibt, war bisher nicht bekannt und ist wohl die herausragendste Erkenntnis dieser Reise. Lophelia pertusa – so der Name dieser Korallenart – ist der Grundbaustein für ein unerwartet vielfältiges Ökosystem am Angolanischen Kontinentalhang.

So, ich werde jetzt mal wieder meine lange Hose rauskramen. Auf dem Weg zurück nach Süden wird das Wasser wieder kälter und die Lufttemperatur wird, wie am Anfang der Reise, die 20°C-Marke kaum überschreiten.

CR

Letzter Tauchgang – diesmal als Test bis in 2000m Wassertiefe. Eine Platte mit den Unterschriften der Expeditionsteilnehmer wurde bei dieser Gelegenheit ebenfalls hinterlassen.