20160110 – S 20° 29.385’ E 12° 45.121’ – M122
Ein wenig sieht er ja aus, als wolle man damit auf dem Mond landen. Doch der Autonomous Lander for Biological Experiments landet natürlich auf dem Meeresboden. Mit einem Grundgewicht ausgerüstet schwebt er bestückt mit Instrumenten langsam nach unten. Zwei Lander haben wir eingesetzt – gleich zu Beginn der Reise, als feststand, dass es sich bei den Strukturen am Namibischen Kontinentalhang um die hier vermuteten und gesuchten Kaltwasserkorallen handelt. Am Meeresboden gelandet kann man mit diesem Gerät verschiedenste Messungen über einen Zeitraum von bis zu drei Wochen aufzeichnen. So wird beispielsweise die Dichte von Schwebeteilchen im Wasser ermittelt – dazu dient das einem Klosett nicht unähnliche Teil in der Mitte des Landers. Die gelben Kugeln sind die schon von den auf der letzten Reise ausgebrachten Verankerungen bekannten Auftriebskörper. Will man seinen Lander wieder zurück, so wird ein akustisches Signal in die Tiefe geschickt, ein Mechanismus löst die Grundgewichte vom Lander und das Gerät schwebt langsam wieder an die Meeresoberfläche. Dann muss man ihn nur noch finden und einsammeln. Unsere beiden Lander waren reichlich eine Woche am Meeresboden und das Einsammeln klappte gestern reibungslos.
Die beiden letzten Tage waren etwas unruhiger als gewohnt. Schon am Donnerstag frischte der Wind auf, am Freitag hatten wir dann Wellenhöhen um 3,5 Meter – einfach zu viel für das sichere Aussetzen und Bergen des ROVs. Also blieb es für zwei Tage an Bord und wir setzten verstärkt die Bagger und das Schwerelot ein. Heute waren die Bedingungen wieder günstig – das ROV flog erneut zum Meeresgrund. Die dringend benötigten Ersatzteile haben wir zwar immer noch nicht – die Techniker des MARUM-Institutes haben aber ihr bestes gegeben und den Roboter doch noch wieder einsatzfähig gemacht. Viel darf jetzt allerdings nicht mehr passieren – wir warten ungeduldig auf das Eintreffen der benötigten Teile in Walvisbay bevor wir unsere Forschungsreise im Arbeitsgebiet B vor Angola fortsetzen können. Bis dorthin sind es immerhin ungefähr 700 sm – das Risiko, ohne die Ersatzteile aufzubrechen, ist einfach zu groß.
Noch bevor das Wetter unruhiger wurde, bin ich mal wieder zur Gerätewartung auf unseren Mast gestiegen. Da oben lässt man den Bordalltag weit unter sich und der Blick über das scheinbar endlose Meer begeistert immer wieder. Auf der linken Seite des Bildes sieht man übrigens unseren Schiffsregenmesser. Zu messen hat der zwar im Moment nichts, aber gesäubert werden muss er regelmäßig.
Unter http://planeterde.de/logbuecher findet man das offizielle Blog zu dieser Reise. Wer mag, kann dort weiter lesen. Die Informationen sind dort auf jeden Fall fundierter – immerhin werden die Einträge von den wissenschaftlichen Teilnehmern der Reise geschrieben, während ich nur hier und da ein paar interessante Details erfrage und im übrigen nur beobachte und fotografiere.
CR