Klobürste außenbords!

20151010 – S 05° 07.669’ W 32° 03.756’ – M119

Klobürste im Einsatz. Die Mikrostruktursonde wird wieder an Bord geholt.

Das Mikrostruktur Meß-System MSS90 erinnert stark an eine Klobürste – weshalb sie auch von vielen so genannt wird. Sie wird an einem von Kevlar umgebenen flexiblen Datenkabel über das Heck der Meteor zu Wasser gelassen, sinkt mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 0,6 m/s auf eine Tiefe bis 500m und misst dabei verschiedenste physikalische Parameter. Scherungssensoren, ein Temperatursensor, ein Beschleunigungssensor, sowie Standard CTD Sensoren sind in ihr vereint und erstellen ein vertikales Profil der oberen 400m der Wassersäule. Diese Messungen sind neben den üblichen CTD-Einsätzen die Hauptaufgabe auf diesem vierten Abschnitt unserer Expeditionsreise. Wir fahren dafür auf ungefähr 5° Süd von der brasilianischen Küste nach Osten. Am Sonntag soll alles erledigt sein, die Ankunft der Meteor am Montag Morgen in Recife ist fest eingeplant.

Klohbürste wieder an Bord. Das Mikrostruktur Meß-System MSS90 ist ein Instrument zur simultanen Messung von Mikrostrukturen und physikalischen Parametern in Seewasser.

Inzwischen haben überall an Bord die Aufräumarbeiten begonnen. Das Equipment wird in den Containern gestaut und so langsam leert sich das Arbeitsdeck. Einige Vorbereitungen für die Reise M120 werden auch schon durchgeführt. Auf dieser Reise werden auf dem Weg in das Hauptarbeitsgebiet vor Angola und Namibia „Unterwegsmessungen“ durchgeführt. Ich denke, da kommt dann eine UCTD zu Einsatz – das ist eine CTD, welche man während der Fahrt betreiben kann. Man muss also nicht extra Station machen, sondern kann mit ca. 8 Knoten Fahrt unterwegs sein. Im eigentlichen Arbeitsgebiet auf der anderen Seite des Atlantiks werden dann wieder Verankerungen aufgenommen, normale CTD-Tauchgänge durchgeführt und einiges mehr. Diese Fahrt wird der unseren sehr ähnlich sein. 

Zu Beginn der Reise erwähnte ich die „Towed Camera“. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht so richtig klar, was man damit mitten im Ozean „filmen“ möchte. Die Kamera liefert ein hochaufgelöstes Bild und die starken Lampen an der Frontseite sorgen für die passende Beleuchtung. Mit dieser Technik kann man tatsächlich kleinste Lebewesen beobachten und klassifizieren. Sogenannte pelagische Lebensgemeinschaften, das heisst Gemeinschaften in der festlandsfernen Hochsee, sind sehr wenig erforscht. Das Wissen darüber beruht in erster Linie auf Netzfängen. Bei diesen Fängen werden jedoch häufig die gallertartigen Zooplanktonarten zerstört. Die Beobachtung mit Kameras stellt deshalb eine geeignete Alternative dar. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung hat die auf dieser Reise benutzte Kamera entwickelt und zum ersten Mal im offenen Ozean eingesetzt.

Bergung der „Towed Camera“.

Heute Abend wird es den sonnabendlichen Sundowner zu letzten Mal geben. Das Wetter ist ja recht günstig dafür. Leider geht die Sonne schon 17:02 Uhr Bordzeit unter – das ist noch vor dem Abendbrot! Wir sind mittlerweile wieder ein ganzes Stück ostwärts gefahren, haben aber die Uhren schon auf die Recife-Normalzeit umgestellt. Dafür erscheint morgens die Sonne schon vor fünf Uhr am Horizont.

In ein paar Tagen geht es dann endlich nach Hause. Dummerweise steht Deutschland kälteres Wetter bevor. Da muss ich dann wohl doch mal meine Jacke raussuchen. Wird eine ziemliche Umstellung…

CR

Abendstimmung – immer wieder dramatisch wenn Wolken im Spiel sind!