20150916 – N 09° 30.000′ W 22° 57.000’ – M119
Gestern war es mal wieder soweit. Wir kamen an einer der PIRATA-Bojen vorbei. Falls sich jemand nicht erinnert – wir waren schon auf der Reise M116 an solch einer Boje. Beim Vorbeifahren werden die Bojen kurz in Augenschein genommen – der Hauptgrund, warum wir hier waren, ist aber die Chance auf guten Fisch für die Kombüse. Die PIRATAs (Prediction and Research Moored Array in the Atlantik) liegen jahrelang an der gleichen Stelle und durch den starken Algen- und Muschelbewuchs stellen sie einen Hotspot in der Nahrungskette des Ozeans dar. Und so fuhren wir mit ausgelegten Langleinen knapp daran vorbei und konnten einige Mahi Mahi aus dem Ozean fischen. Jeder, der Zeit hatte, fand sich am Heck ein. Zehn Leinen hatten wir ausgelegt, fünf Fische waren die Ausbeute.
In den Tagen vorher waren wir vor allem mit dem Bergen und Auslegen von zweier Verankerungen beschäftigt. Leider gab es technische Probleme am Schiff. Die komplette Hydraulik war ausgefallen und so konnten die Winden einen Tag lang nicht genutzt werden. Wir überbrückten die Zeit mit Forschungsarbeiten ohne notwendige Windenunterstützung. Mittlerweile ist der größte Schaden behoben – weitere umfangreiche Reparaturarbeiten werden aber in Recife notwendig.
Immer mal wieder wurde auch die „Towed Camera“ eingesetzt. Sie verfügt über starke Scheinwerfer und kann bis in eine Tiefe von mehreren hundert Metern eingesetzt werden. Dabei wird sie an der Seite des Schiffes herabgelassen, das Schiff fährt langsam weiter. Was genau mit dieser „gezogenen Kamera“ erforscht wird, kann ich auch nicht sagen. Ich vermute mal, dass man damit das Vorkommen von Plankton in den verschiedenen Wassertiefen quantifizieren möchte. Sicher ergibt sich im Laufe der Reise noch das ein oder andere Gespräch darüber – ich werde dann berichten. Auf jeden Fall scheint das Gerät ein interessantes Stück Technik zu sein.
Nach unserem kurzen Abstecher in Richtung Osten – da hatten wir uns um die Verankerungen gekümmert – sind wir nun auf Südkurs. In den letzten Tagen befanden wir uns innerhalb oder zumindest am Rande der ITC (Innertropische Konvergenzzone). Das bescherte uns vor allem imposante Sonnenuntergänge, aber auch Starkregen und Gewitter. Immerhin rund 40 Liter Regen pro Quadratmeter hat unsere Schiffsregenmesser bei einem der Schauer in der Nacht gemessen! Das ganze Ereignis dauerte reichlich eine Stunde. Vor ein paar Stunden haben wir 10° Nord passiert. So langsam verlassen wir den direkten Einflussbereich der ITC in Richtung Süden. Der Äquator ist noch ca. 600 Seemeilen entfernt. Wir kommen bald in den Bereich des Südostpassates, das Wetter bringt dann kaum noch Überraschungen – Sonne satt!
Eine Äquatortaufe soll es übrigens nicht geben – schade.
CR