20150523 – 08° 49.140’ N 22° 000’ W – M116
Prediction and Research Moored Array in the Atlantik, etwas eigenwillig abgekürzt unter dem Namen PIRATA (ursprünglich hieß das Programm „Pilot Research Moored Array in the Tropical Atlantic“), ist ein Programm, welches die Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre im Tropischen Atlantik untersucht. Es entstand Mitte der 90er Jahre und wurde seither stetig ausgebaut. Betrieben wird das Netzwerk aus fast zwanzig über den Tropischen Atlantik verteilten Bojen von den USA, Frankreich und Brasilien. Vandalismus ist eines der häufigsten Probleme beim Betrieb. Starker Algenbewuchs ein weiteres. Regelmäßige Wartungstouren sind also notwendig und liegen in der Verantwortung der drei Betreiber.
Genutzt werden die meteorologischen und ozeanografischen Daten international und so ist es für ein deutsches Forschungsschiff selbstverständlich, wenn es bei einer Forschungsreise in der Gegend mal nach dem Rechten schaut. So führte unsere Route vorgestern an einer der Atlas-Bojen vorbei.
Ein willkommener Nebeneffekt des Algenbewuchses ist, dass sich hier die gesamte Nahrungskette des Tropischen Atlantiks versammelt. So wurden beim Passieren der Boje Langleinen ausgelegt – jeder, der Zeit hatte, fand sich am Heck des Schiffes ein, um das große Angelspektakulum zu verfolgen. Die Meteor drehte einige Runden um die Boje, verwandelte sich in einen großen, überteuerten Fischkutter. Scheinbar hatte sich das auch in der Fischwelt herum gesprochen – nur ein Thunfisch war so dumm, auf einen der unzähligen Köder herein zu fallen. Die Enttäuschung war groß. In manchen Ländern gibt es Fischer, welche große Flösse aus Paletten bauen, diese mit GPS und Sender ausstatten und das ganze dann im Ozean treiben lassen. Es tritt der gleiche Effekt wie bei den Bojen auf. Man braucht nur der Position des Flosses zu folgen und macht den Fang seines Lebens. Aber das sind eben Profis….
Ach ja – die Boje war in gutem Zustand. Keine Schäden erkennbar.
Unsere anschliessende Route führte uns weiter in den Süden. Letzte Nacht waren wir bei 07°N und „touchierten“ die ITC – die Innertropische Konvergenzzone. Ich hatte schon in einem meiner vorangegangenen Beiträge darüber geschrieben. So nah wie letzte Nacht waren wir der ITC noch nie auf dieser Reise. Und so kam es, wie es kommen musste: Der Morgen brachte Schauer und Wetterleuchten. Ich hatte es mir etwas spektakulärer vorgestellt. Aber der Regen war gut für die Meteor. So langsam war alles mit feinem Saharastaub überzogen – jetzt wurde das Gröbste weggespült. Inzwischen sind wir wieder auf dem Weg nach Norden. Schauer gibt es keine mehr, die Sonne schien am Nachmittag wieder, es waren fast 27°C. In ein paar Tagen fahren wir erneut gen Süden – diesmal sogar bis auf 4°N. Vielleicht wird das dann spannender.
In den Abendstunden werden wir wieder auf CTD-Station sein. CTDs am Abend sind die schönsten. Da wird im Scheinwerferlicht geangelt, man trifft sich auf dem Arbeitsdeck. Ich selbst habe auch schon zwei Kalmare aus dem Atlantik gezogen. Und natürlich auch selber getötet. Das gehört dann auch dazu. Es bleibt immer ein komisches Gefühl zurück. Vor allem weil sie bei diesem Prozess ihre Farbe blitzschnell von rot zu kreideweiß ändern. Das flimmern auf der Hautoberfläche hält dann noch etliche Minuten an, die Saugnäpfe behalten ihre Funktion noch viel länger.
Dann schau ich mal, ob die Angeln schon bereit stehen.
CR