20141118 – 38° 08.720’ N 17° 27.792’ E – M112/1
Gestern Abend gab es einen Vortrag von Gerhard Bohrmann über Schlammvulkane. Das Thema unserer Forschungsreise. Verständlich für Laien, also vor allem für die Besatzung gedacht. Man macht an Bord seinen Job und bekommt nur am Rande mit, woran die Wissenschaftler forschen. Solche Vorträge tragen entscheidend dazu bei, dass Wissenschaftler und Seeleute gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten können. Jeder in seinem Bereich und unverzichtbar für das Gelingen der Forschungsreise.
Gerhard Bohrmann ist Geologe und Paläontologe. Seit vielen Jahren ist er Professor für Allgemeine Geologie und Meeresbiologie an der Universität Bremen. Seine Arbeit ist eingebunden in das Forschungsfeld Gas- und Fluidaustritte des Marum-Zentrums für marine Umweltwissenschaften. Im Buch “Der Schwarm” von Frank Schätzing, welches sicher viele kennen, überlebt Bohrmann als fiktive Person nur mit Glück einen Hai-Angriff. Diese kleine Rolle bekam er als Dank für die fachliche Mithilfe an dem Roman. Im Blog von National Geographic und Marum wird es als Abschluss ein Interview mit ihm geben. Ich bin gespannt, ob der Roman dabei auch eine Rolle spielen wird.
Heute waren wir das Tagesthema für das Blog. Gestern war Philipp mit beim Brückengespräch und ich habe mit ihm einen abendlichen Ausflug auf den Mast gemacht. Siebo hatte uns ja schon interviewt und morgen früh soll der Blogeintrag veröffentlicht werden. Ich bin mal gespannt was davon noch ins Heft von National Geographic kommt.
Der Doc hatte seinen Blog-Auftritt gestern. Am Abend war er dann tatsächlich mal in seiner eigentlichen Funktion als Mediziner gefordert. Eine Kollegin an Bord hatte beim Öffnen eines Desinfektionsmittels einen ganzen Schwung der Flüssigkeit in die Augen bekommen. Als wir gerade zum Abendbrot gingen, sahen wir sie halb blind durch die Flure um die Krankenstation irren. Der Doc war natürlich gerade beim Essen, aber er eilte schnellstens herbei. Für eine kurze Zeit stand tatsächlich die Weiterführung unserer Forschungsreise auf dem Spiel! Doch zum Glück hat sich die Lage soweit stabilisiert, dass wir wie geplant am Donnerstag Morgen in Catania einlaufen werden. Dann muss sie sicher noch in die Klinik und die Reise ist für sie erst mal beendet. Natürlich wird sie an Bord fehlen. Hier fährt keiner zum Spaß mit, aber es ist wohl schon für eine Vertretung gesorgt. Hoffen wir mal, dass es keine bleibenden Schäden geben wird.
Das AUV hatte gestern morgen ebenfalls mit einem kleinen Problem zu kämpfen. Der Propeller verhedderte sich in einer Leine. Wahrscheinlich die Reste eines Fischernetzes. Die Mission musste abgebrochen werden, der Schaden am Boot war allerdings schnell behoben. Mit den Daten, die das AUV bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt hatte, war das Team aber trotzdem sehr zufrieden. Mit dem U-Boot kann man den Boden um die Schlammvulkane herum genauestens vermessen. Während des Vortrages gestern Abend zeigte Gerhard Ergebnisse der ersten Vermessungen solcher Schlammvulkane im Vergleich zu den Ergebnissen unserer jetzigen Forschungsreise. Der Unterschied ist enorm. Konnte man früher bestenfalls Strukturen erahnen, so kann man heute feinste Details in der Oberfläche erkennen.
Wie man schön auf dem Screenshot, den ich gestern veröffentlicht habe, sehen kann, war auch das ROV unterwegs. Bei den Gasbläschen, welche mit dem Trichter aufgefangen werden, handelt es sich um Methangas. Dieses wird, wenn das ROV wieder an Bord ist, untersucht. Außerdem kann man mit dem Roboter Bodenproben entnehmen. Überall im Schiff sieht man auf Monitoren, was gerade in mehr als 1500m Tiefe passiert. Hin und wieder huscht ein Fisch vorbei. Mal wird Schlamm aufgewirbelt. Übrigens, der kleine gelbe Puschel erleichtert dem Roboter das Greifen der Instrumente.
Der heutige Tag verlief etwas ruhiger. ROV und AUV waren wieder unterwegs. Am Morgen gab es einen CTD-Tauchgang. Alles verlief nach Plan. Morgen ist dann vorerst der letzte Arbeitstag auf See. In Catania werden einige Leute aussteigen und wir werden wohl auch ein paar neue Gesichter begrüssen dürfen. Die Zeit verging schnell. Die Arbeit an Bord ist interessant und abwechslungsreich. Kaum zu glauben, dass wir am Donnerstag, wenn wir in Catania einlaufen, zwei Wochen unterwegs gewesen sein werden. Ich bin gespannt, wie sich fester Boden unter den Füßen anfühlen wird.
Ich geh jetzt „Der Schwarm“ lesen.
CR