20211029 – 55°53.910’N 20°22.885’E – M177
Die Strecke vom Nordostseekanal bis zu unserem Arbeitsgebiet schafften wir wie geplant in anderthalb Tagen. Am frühen Sonntagmorgen passierten wir Rügen. Das Blinken des Leuchtturms von Kap Arkona war gut zu sehen. Als es dann hell wurde, waren wir leider schon zu weit weg, die Kreideküste bekamen wir also nicht zu Gesicht. Erst bei Bornholm war wieder Land zu entdecken und wenn man wusste, wo man suchen muss, konnte man auch die kleine Festungsinsel Christiansø nordöstlich von Bornholm ausmachen. Am Montagmorgen schließlich erreichten wir unser Forschungsgebiet zwischen Gotland und der baltischen Küste und die Forschungsarbeiten begannen planmäßig.
Unsere Aufgabe für die nächsten drei Wochen ist die geophysikalische Untersuchung des paläozoischen Grundgebirges im Gotland-Becken und seinen Randgebieten. Aus den Wörtern Paläozoikum und Gotland-Depression leitet sich das Akronym dieser Expedition „PaGoDe“ ab. Hauptsächlich werden wir Reflexionsseismik betreiben. Dazu schleppen wir kurz hinter dem Schiff sogenannte „seismische Quellen“. Aus diesen wird alle paar Sekunden schlagartig komprimierte Luft entlassen. Das Echo dieser Impulse wird mit dem ebenfalls geschleppten Streamer gemessen. Dabei handelt es sich um einen mehrere hundert Meter langen Schlauch, in welchem sich die Sensoren befinden. Auf diese Weise erhält man einen Querschnitt des Meeresbodens bis in etwa zwei Kilometer Tiefe.
Die ersten Profile haben wir inzwischen hinter uns. Hin und wieder werden die Airguns aus dem Wasser geholt und überprüft. Sonst passiert an Deck kaum etwas. Wir fahren hin und her, mit fünf bis sechs Knoten. Sehen ab und an die Lichter von der litauischen Küste, hin und wieder mal ein Schiff. Insgesamt eine sehr geruhsame Reise.
CR