Letzter Besuch der Forschungsschollen

20220731 – 80°55’58.08″ N 3°52’28.128″ E – PS131

Die Polarstern aus der Außenperspektive – ohne Boot, einfach über das Eis zu erreichen.

Nach unserer Begegnung mit den Eisbären bei AURORA sind wir zurück zu unseren Forschungsschollen gefahren. Erneut werden sie untersucht. Bisher hatten wir bei den Eisarbeiten meist schlechte Sicht oder gar Nebel. Das erschwerte die Eisbärenwache enorm und deshalb durfte niemand auf das Eis, der dort nicht wirklich was zu tun hat. Gestern war aber alles anders. Ein „Wetterfenster“ verschaffte uns gute Sicht und fast blauen Himmel an der ersten Scholle. So konnte jeder, der Lust darauf hatte, für einige Zeit das Schiff verlassen und auf der Scholle spazieren gehen. Diese Chance wurde ausgiebig genutzt und man sah alle möglichen Grüppchen in Touristen-Manier auf der Scholle umherwandern. Natürlich habe auch ich die Gelegenheit genutzt.

Auch die Wetterwarte macht einen kleinen Ausflug zu den Messstationen.

Eine Mikrostruktursonde wird durch ein Bohrloch in das Wasser unter der Scholle gebracht.

Doch leider währte dieser schöne Augenblick nicht lange. Am späten Nachmittag setzte wieder Nebel ein, am Abend sogar leichter Sprühregen. Das Wetter zeigte sich wieder von der für diese Gegend normalen Seite. Und auch heute wieder – Nebel, alles grau in grau. Gerade hatten wir die Geräte auf der zweiten Scholle abgebaut als das Typhon des Schiffes Alarm gab. Eisbärenalarm! Alle waren an Bord, das Schiff sollte in den nächsten Minuten losfahren und der Bärenwächter am Heck hatte seine Wache schon beendet. Dem Eisbären reichte diese kurze Zeit. Er kam von Backbord aus dem Nebel, umging das Schiff am Heck und stand plötzlich auf der Steuerbordseite mitten im gerade geräumten Arbeitsbereich. So zumindest die Erzählung der anderen – ich selbst war zu dieser Zeit auf Kammer. Als ich, durch das Typhon aufmerksam gemacht, nachschaute, was denn los sei, war der Eisbär schon wieder über alle Berge…

Blick über den Schollenrand…

Heute Nacht besuchen wir die letzte Scholle. Bis Dienstag folgen noch weitere Arbeiten am Eisrand. Danach geht es nach Westen, an die Küste Grönlands zum 79°-Gletscher. Für mich der eigentliche Höhepunkt dieser Reise. Auf meiner ersten Fahrt mit Polarstern in die Arktis war ich schon mal dort. Damals fuhren wir direkt an der Schelfkante des Gletschers entlang. Die Landschaft ist einfach grandios. Allerdings wird uns diesmal wohl das Eis zu schaffen machen. Glaubt man den Eiskarten, so werden wir nicht so nah an den Gletscher heran kommen. Schauen wir mal…

CR

Die zweite Scholle, es ist kaum noch etwas übrig – immerhin sind die wichtigsten Messgeräte auf einem Teilstück konzentriert.

Ziemlich schnell werden die Messgeräte abgebaut. Es herrscht mal wieder Nebel und kurze Zeit später – alle sind schon wieder an Bord – kommt ein Eisbär um die Ecke (leider war ich nicht schnell genug mit der Kamera zur Stelle…).