Landungsoperation

20220202 – 67°24.438’S 045°23.706’E – PS128

Am Vorabend der geplanten Flugoperationen nach Molodjoschnaja zieht flacher, dichter Nebel auf, der die gesamte Nacht anhält.

Es kam, wie es in der Antarktis häufig kommt – die Wetterentwicklung stellt sämtliche Pläne in Frage. Nachdem ich gestern noch voll Zuversicht über die Landungsaktion bei Molo geschrieben hatte, zog dichter, flacher Nebel über die Eisfelder. Da aus den Wettermodellen keinerlei Anzeichen für Nebel herauszulesen waren, verkündeten wir bestes Flugwetter für die Heli-Operationen. Leider sind die Ausgangsdaten, auf denen die Wettermodelle aufbauen, in der Antarktis sehr dürftig. Letztlich sind wir die einzigen in einem weiten Umfeld, die überhaupt Daten erheben. Entsprechend ungenau sind auch die Berechnungen und stellen bestenfalls Tendenzen dar. Überraschende Wetterverschlechterungen sind daher an der Tagesordnung.

In der Bucht vor Molo – der Hubschrauber ist bei bestem Flugwetter unterwegs auf einem weiteren Transportflug.

Skidoo in luftigen Höhen – das schwerste Gerät, das an Land gebracht werden muss.

Ein aufgeregter Beobachter unseres Treibens.

Der Nebel hielt die gesamte Nacht. Als ich heute Morgen 04:30 Uhr meinen Dienst in der Wetterwarte begann, war an Flugoperationen nicht zu denken. Durch Nebel und Eis waren wir in der Nacht auch weniger zügig als gedacht voran gekommen und befanden uns noch ziemlich weit von Molo entfernt. Doch am Horizont, in Richtung Molo, deutete sich eine größere Wolkenlücke an und schon bald verliessen wir auch den nebelbedeckten Teil der Eisfelder. Zum Briefing 6 Uhr in der Wetterwarte konnten wir schließlich bestes Flugwetter verkünden und während hinter uns noch Nebelbänke den Horizont verdüsterten, begannen die Flugoperationen Richtung Molodjoschnaja. Bis zum späten Nachmittag konnte sämtliches Equipment bei schönstem Flugwetter an Land gebracht werden. Das Landteam hat eine Behausung in der verlassenen Station gefunden und mit der Arbeit begonnen.

Irgendwo dahinten müssen die beiden Stationen liegen. Leider kommen wir mit dem Schiff nicht nah genug heran.

Eisberg mit Grotte.

Gestrandeter Eisberg. Die Höhlen wurden im Laufe der Jahre vom Seewasser ausgewaschen.

Von Molodjoschnaja und der nahe gelegenen belorussischen Station am Gora Wetschernaja, dem Abendberg, war von Bord aus leider nichts zu erkennen. Durch die Eissituation in der Bucht vor den Stationen konnten wir nur bis etwa zwanzig Seemeilen heran fahren. Wesentlich näher dagegen kamen wir bei der Weiterfahrt am Abend dem chinesischen Eisbrecher Xue Long 2. Der forscht derzeit ebenfalls in der Gegend. Nach Austausch einiger Höflichkeiten machten wir uns schließlich auf den Weg gen Osten. Pünktlich und nach Plan.

CR

Treffen mit dem chinesischen Forschungsschiff Xue Long 2 (雪龍2) in der Nähe von Molodjoschnaja.