Hin und her bei Neumayer

20220126 – 70°33.834’S 07°57.549’W – PS128

Unsere Kreuzfahrt vor der Atkabucht. Trotz aller Schwierigkeiten war es eine erfolgreiche Woche.

Nachdem letzten Montag das ÜWI-Team von Bord war, fuhren wir wie geplant nach Westen. Nicht weit von Neumayer III entfernt sollte ein Seismik-Profil abgefahren werden. Die Idee war, ein auf dem Schelfeis begonnenes Profil auf dem Wasser fortzuführen und so den Übergang von „Land“ zu offenem Wasser abzubilden. Leider funktionierte die Technik nicht wie gewünscht, der Streamer machte Probleme. Da die Dauer der Reparatur ungewiss war, wurde ein Alternativprogramm durchgeführt. Und so verbrachten wir einen großen Teil der Woche nördlich der Atkabucht und zogen einen Sedimentkern nach dem anderen aus dem Meeresboden. Dabei kamen wir wieder weit nach Norden, bis jenseits der Eisgrenze.

Um hydroakustische Signale zu erzeugen, setzen wir sogenannte Airguns ein. An einem Gestell unter den Auftriebskörpern hängend stoßen sie schlagartig komprimierte Luft in das Wasser. Die dadurch entstehenden Impulse werden vom Meeresboden reflektiert und mittels eines Streamers gemessen.

Vorgestern Abend erreichten wir schließlich erneut das Gebiet westlich von Neumayer für einen weiteren Versuch. Die Technik für die seismischen Messungen war einsatzbereit, die Arbeiten begannen. Doch schon in der Nacht mussten die Airguns und der Streamer erneut eingeholt werden. Der teils kräftige Wind aus östlichen Richtungen hatte im Laufe der vergangenen Woche das Eis aus dem Gebiet der Atkabucht nach Westen in unser Forschungsgebiet vertrieben und mit den geschleppten Geräten am Heck war kein Durchkommen mehr für Polarstern. Gestern erkundeten wir deshalb mit dem Heli die Gegend, suchten nach möglichen Alternativstrecken für die Profilfahrt und wurden nördlich der Atkabucht fündig.

Blauer Himmel über dem Eis – heute war einer der seltenen, wirklich schönen Tage auf dieser Reise.

Schelfeis, direkt an der Abbruchkante. Wir sind jetzt am südlichsten Punkt unserer Reise, südlicher als die Neumayer-Station.

Erst dachte ich die schwarzen Punkte in der Mitte des Bildes wären Pinguine. Aber hin und wieder flog einer der Punkte vom Eisberg weg – es müssen also „richtige“ Vögel sein.

Weitere Erkundungsflüge sind für heute geplant. Bis morgen Abend werden wir versuchen, trotz der schwierigen Eissituation Profile zu fahren. Danach verlassen wir das Forschungsgebiet um die Atkabucht endgültig und fahren gen Osten. Nach Molodjoschnaja, wo unser Land-Team abgesetzt werden soll. Rund 1200 Seemeilen entlang der antarktischen Küste sind es bis dorthin und wir werden etwa fünf Tage benötigen. Zeit genug für das Landteam, sich für den zehntägigen Aufenthalt im Eis vorzubereiten.

CR

Sturmschwalben tummeln sich auf dem Helideck in der Sonne.