Quarantäne in Kapstadt

20220101 # Capetown # PS128

Blick aus dem Quarantäne-Hotel in Kapstadt: zehn Tage, Tag und Nacht das selbe Motiv.

Viel Zeit ist nicht vergangen seit meiner letzten Reise mit der Meteor. Normalerweise sollte PS128 auch erst Anfang Januar beginnen. Doch leider hat sich die Corona-Situation nicht verbessert und eine Quarantäne vor den Reisen in die Antarktis ist obligatorisch geworden. So musste ich schon am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Kapstadt reisen, um eine zehntägige Isolation im Century City Hotel am Rande der Stadt anzutreten. Das Hotel wurde exklusiv vom AWI gebucht, sämtliche Wissenschaftler und die gesamte Crew der Polarstern befinden sich im Hotel…und warten.

Für zehn Tage mein Zuhause: das Hotelzimmer im Century City Hotel am Rande von Kapstadt.

Merkwürdige Dinge gehen auf dem Gang vor sich: vermummte Gestalten bringen das Essen, direkter Kontakt ist strengstens verboten.

Mein Zimmer ist normalerweise ein Doppelzimmer, doch das zweite Bett wurde entfernt, so dass etwas mehr Platz zum Herumlaufen bleibt. Eine grüne Gymnastikmatte und eine Handel – ebenfalls grün – gehören auch zur Quarantäneausstattung. Aus dem Fenster kann ich nach Nordwesten schauen, doch der Blick wird durch das Century City Conference Center gestört. Zwischen diesem und unserem Hotel gibt es eine kleine Plaza – dort kann man die Besucher der Bar im Erdgeschoss des Conference Centers beobachten. Wenn ich mich etwas aus dem Fenster beuge, kann ich einen winzigen Teil der Bucht von Kapstadt erahnen und irgendwo dort muss auch Robben Island sein. Auf der anderen Seite des Zimmers kann man durch den Türspion auf den Flur schauen. Täglich mehrmals wuseln hier Gestalten in OP-Kleidung herum und verteilen die Mahlzeiten und Getränke. Am Ende – das Essen ist dann meist nur noch lauwarm – wird an die Tür geklopft und nach einer etwa zweiminütigen Wartezeit darf man sich seine Lieferung ins Zimmer holen.

Zu fotografieren gibt es nicht viel: der Ausblick bleibt immer derselbe, nur das Licht ändert sich.

Blick aus dem Hotelfenster mit dem Tele: so langsam komme ich mir vor wie James Steward in „Das Fenster zum Hof“.

Alle paar Tage werden wir auf Corona getestet. Dazu muss man sich auf einen Stuhl an die Schwelle zum Flur setzen und die Prozedur bei geöffneter Tür über sich ergehen lassen. Bisher wurde noch niemand positiv getestet. Bei einer derartigen Isolation könnte man sich das auch kaum erklären. Doch bei der letzten Quarantäne vor ein paar Wochen für die Überwinterer in Neumayer wurde tatsächlich ein Teilnehmer am Tag vor der geplanten Abreise positiv getestet! Ein kurzes „Hallo…“ auf dem Gang hat wahrscheinlich gereicht, um sich bei einem der Hotelangestellten anzustecken. Seitdem müssen sämtliche Mitarbeiter des Hotels mit uns gemeinsam in der Quarantäne ausharren. Nächsten Donnerstag soll der Spuk ein Ende haben, denn dann geht es endlich auf die Polarstern.

„May the New Year be sweet! Wishing you safe travels, exciting adventures and a joyous 2022!“ steht auf dem kleinen Kärtchen auf dem Dessert-Karton, welchen ich gerade vom Gang geholt habe. Dem kann ich nur zustimmen! Möge Corona bald ein Ende haben, dann könnten diese Wünsche vielleicht sogar wahr werden…

CR

Neujahrsgrüße vom Hotel: Jägermeister, Popcorn und beste Wünsche.