Crewchange Falklands

20210402 – 51°39’58.032″ S 57°46’7.32″ W – PS124/PS125

Albatrosse begleiten uns auf dem Weg über die Drake Passage.

Ganz ohne Schaukelei schafft man es in dieser Jahreszeit – der Südwinter naht – nicht über die Drake Passage. Dennoch hatten wir einen guten Zeitpunkt gewählt. Nur kurzzeitig erreichten bei unserer Überfahrt die Windgeschwindigkeiten 8 Bft bei Wellenhöhen um die fünf Meter. Aber nach wochenlangem Aufenthalt auf dem Schiff hatte sich fast jeder an dessen Bewegungen gewöhnt und niemand hatte ernsthafte Probleme mit Seekrankheit. Es wurden sogar Stimmen laut, die mehr Seegang forderten! Eine Überfahrt über die Drake Passage, so nahe an Kap Horn, sollte doch spektakulärer ausfallen!

Mit bis zu 3,5 Meter Flügelspannweite sind die Wanderalbatrosse Spitzenreiter unter den Vögeln.

Während der gesamten Überfahrt wurden wir von mehreren Albatrossen begleitet. Elegant segelten die riesigen Vögel um das Schiff. Auch Wanderalbatrosse, mit bis zu 3,5 Metern die Vögel mit der größten Flügelspannweite, waren unter ihnen. Rund 90% ihres Lebens, welches immerhin 60 bis 80 Jahre zählt, verbringen die Vögel auf offener See. Alle zwei Jahre ist Brutzeit, die Aufzucht eines Kükens dauert dann ein ganzes Jahr. Die Vögel leben monogam. Das hohe, erreichbare Alter und die geringe Reproduktionsrate ist typisch für Tierpopulationen in polaren Regionen. Eine der größten Gefahren für den Nachwuchs der Albatrosse sind die vom Menschen eingeschleppten Ratten auf den subantarktischen Inseln. Eine weitere Bedrohung ist die Langleinenfischerei. Dabei werden unzählige, mit Ködern versehene Haken an einer Leine über das Heck der Fischereiboote ausgebracht. Die Köder sinken nur langsam in die Tiefe, werden von Albatrossen als Nahrung erkannt und mitsamt Haken verschluckt. Meist gibt es dann kein Entkommen mehr, die Vögel ersaufen jämmerlich.

Port Stanley erwartet uns mit trübem Wetter.

Die letzten Crew-Mitglieder verlassen das Schiff. Bis zum Abflug nach Deutschland sind sie in einem Hotel in Port Stanley untergebracht.

Port Stanley erreichten wir am Dienstag. Trübes Wetter erwartete uns. Der Flieger mit der Ablösung – wieder ein Sonderflug der Lufthansa Nonstop von Hamburg nach Mt. Pleasant – landete sicher am Mittwoch. Die neue Crew wurde umgehend an Bord geschafft, die alte musste gemeinsam mit der Lufthansa-Crew ein Quarantänehotel in der Stadt beziehen. Zwei Tage Pause sind für die Piloten und Techniker der Lufthansa vorgeschrieben. Die Wissenschaftler von PS124 blieben während dieser Zeit an Bord der Polarstern, die Hotelkapazitäten von Port Stanley würden nicht ausreichen. So hatten wir genügend Zeit, Abschied zu nehmen. Das Wetter besserte sich deutlich in diesen zwei Tagen. Leider konnten wir die Strände von Stanley nur aus der Ferne betrachten. Immerhin bekamen wir regelmäßig Besuch aus den Pinguinkolonien vor Ort. Zahlreiche Eselspinguine umkreisten stundenlang die Polarstern. Mit um die 30 km/h sind sie die schnellsten ihrer Art. Eselspinguine gelten als sehr scheu, doch in diesen beiden Tagen war davon nichts zu bemerken.

Uns bleibt nur der Blick zur Pinguinkolonie am Strand – Landgang gibt es leider nicht.

Neugierige Eselspinguine umkreisen die Polarstern. Völlig unbeeindruckt von den aktuellen Coronabestimmungen.

Mehr als ein Drittel des Weltbestandes an Eselspinguinen ist auf den Falklands beheimatet.

Heute wurden ab der Mittagszeit die Wissenschaftler ausgebootet. Am Abend startet der Flieger gen Deutschland und alle wurden direkt vom Schiff zu Flugplatz gebracht. Nachdem am späten Nachmittag der letzte Wissenschaftler das Schiff verlassen hatte, lichteten wir die Anker und begaben uns auf die weite Heimreise nach Bremerhaven. Rund 7300 sm müssen wir zurücklegen. Wissenschaftliche Arbeiten werden während dieser Fahrt nicht durchgeführt. Einzig die Wetterwarte ist besetzt, sonst ist nur Crew an Bord. Wir werden ohne Unterbrechung fahren, knapp vier Wochen lang. Das erste Land werden wir wohl im Englischen Kanal zu Gesicht bekommen, bis dahin um uns herum nur Wasser, bis zum Horizont…

CR

Die Wissenschaftler müssen samt Gepäck mit Tenderbooten von der Polarstern an Land gebracht werden.

Abschied: Das letzte Boot mit Wissenschaftlern verlässt die Polarstern, kurz darauf starten wir Richtung Bremerhaven.