South Orkney Islands

20210327 – 60°45’7.128″ S 44°42’27.108″ W – PS124

Am frühen Morgen erreichen wir die argentinische Station Orcadas auf Laurie Island. Die Lichter sind zwar an, per Funk meldet sich aber niemand.

Es war noch früh am Morgen als wir die Bucht vor der argentinischen Station Orcadas auf Laurie Island, der östlichsten Insel der South Orkney Islands, erreichten. Schon aus weiter Entfernung konnten wir die Lichter ausmachen, die ersten Lichter seit Wochen, die nicht Ursache auf der Polarstern selbst hatten. Auf unsere Anfragen per Funk reagierte leider niemand. Auch nicht auf jene in Spanisch. Als wir dann am Vormittag direkt in der Bucht nahe der Station lagen, konnten wir ebenfalls kein Lebenszeichen ausmachen. Seit die 1903 von der Scottish National Antarctic Expedition errichtete und als Ausgangsposition für die Erkundung der Südorkneyinseln genutzte Station an argentinische Forscher übergeben wurde, ist sie ununterbrochen bewohnt. 1927 wurde hier die erste Funkstation in der Antarktis in Betrieb genommen. Heutzutage beherbergt Orcadas im Sommer bis zu 45 Personen, etwa 14 Personen überwintern hier. Sie ist sogar per Flugzeug erreichbar. Man kann also davon ausgehen, dass irgendwer heute vor Ort sein müsste – leider kann dieser jemand wahrscheinlich kein Funkgerät bedienen.

Auch am Vormittag meldet sich niemand über Funk. Die argentinische Station ist aber besetzt!

Früher war es allgemein üblich, dass man gegenseitige Besuche abstattete. So fern der Heimat, inmitten der unwirtlichen Antarktis, war das für jeden ein dringendes Bedürfnis. In Zeiten von Corona sind Besuche natürlich schwierig, aber wenigstens einen Kontakt über Funk hätten wir erwartet. So fuhren wir unverrichteter Dinge weiter an den Südküsten der Inseln entlang nach Signy Island. Dort befindet sich die britische Station. Signy Island ist eine der kleineren Inseln, südlich der Hauptinsel Coronation Island gelegen. Doch auch hier hatten wir keinen Erfolg bei unserer Anfrage per Funk. Der Versorgungsfrachter, der in der Nähe der Station vor Anker lag, meldete sich ebenfalls nicht zurück. Immerhin wissen wir, dass die Signy-Station nur im Sommer besetzt ist. Vielleicht war ja tatsächlich niemand da. Trotzdem hätte der Frachter auf Kanal 16 – dem internationalen Notrufkanal – antworten müssen.

Die wolkenverhangenen Berge von Coronation Island sind zum Teil über 1000 m hoch.

Versorgungsfrachter der britischen Station auf Signy Island – auch hier meldet sich niemand über Funk, die Station selber können wir nicht entdecken.

Die Fahrt um die Inseln hatte keine wissenschaftlichen Gründe. Wir hatten einfach noch Zeit. Unsere Überfahrt über die Drake Passage sollte nicht zu schnell vonstatten gehen, denn dann würden wir noch ein über den Falklands liegendes Tief mit hohen Windgeschwindigkeiten und Seegang erwischen. Wenn wir dagegen erst heute Nacht gen Nordwesten starten, werden wir die als Screaming Sixties bezeichneten Breitengrade südlich der Falklands bei relativ ruhigem Wetter queren und unser Ziel noch vor dem nächsten Sturm erreichen. Also lassen wir es ruhig angehen, genießen die Aussicht und freuen uns schon auf die Grillparty, die für heute Abend auf dem Plan steht.

CR

Starke Fallwinde an den Bergen von Coronation Island.

Am Abend verlassen wir die South Orkneys. Vorbei an unzähligen Eisbergen geht es nun Richtung Falklands.