Schelfeis – Abbruch bei Halley

20210228 – 76°6’0.072″ S 30°18’10.8″ W – PS124

Hochaufgelöste Satellitenaufnahme des abgebrochenen Schelfeises im rechten Teil der Map Viewer – Ansicht. Die bunte Linie zeigt unseren Schiffstrack der letzten Wochen.

Vor ziemlich genau drei Jahren war Halley schon einmal Thema der Bordmeldungen (Eishafen Halley). Die britische Station liegt mitten auf dem Brunteisschelf. Schon vor Jahren bildeten sich Risse, die die Station gefährdeten. Doch genau damit hatte man bei der Konzeption der Station schon gerechnet. Die Station besteht aus acht Modulen auf hydraulischen Stützen und Skiern. So kann sie einerseits angehoben, um sie über dem Neuschnee zu halten und andererseits relativ einfach mittels Traktoren an einen sicheren Standort verbracht werden. Leider reichte das nicht und im antarktischen Winter 2017 musste die Station das erste Mal aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Im darauf folgenden Winter lief es ähnlich – Polarstern nahm einiges an Equipment, sowie 17 Wissenschaftler und Techniker mit zurück nach Punta Arenas. Aktuell ist die Station Halley ebenfalls nicht besetzt, denn aufgrund der zahlreichen Risse im Eisschelf rechnete man schon seit Jahren mit dem Ereignis, welches nun, im antarktischen Sommer 2020/2021, eingetreten ist. Ein riesiges Stück des Brunt-Eisschelfes etwa zwanzig Kilometer nördlich der Station hat sich als Eisberg A74 auf den Weg ins Weddellmeer gemacht.

Pancake-Eis soweit das Auge reicht – so langsam friert das Weddellmeer wieder zu, der Winter naht.

A74 hat die Größe von mehr als 1200 Quadratkilometern und ist damit etwa eineinhalb mal so groß wie Berlin. Ähnlich wie beim Abbruch des Larsen C Eisberges A68 – ich berichtete davon vor zwei Jahren (Larsen C) – gibt der Abbruch ein seit langer Zeit unter dem Eis liegendes Ökosystem frei. Nach und nach wird sich der Eisberg vom Schelfeis entfernen und schon bald könnte man dieses Ökosystem erforschen. Da wir uns nur rund 100 Seemeilen von diesem Naturereignis entfernt befinden, ist das Interesse dorthin zu fahren ziemlich groß. Andererseits haben wir aber schon einen ziemlich engen Zeitplan. Auch naht der antarktische Winter und für ernsthafte Forschung wäre es für diese Saison zu spät. Es ist also nicht zu erwarten, dass A74 noch ein wissenschaftliches Thema für diese Reise wird. So bleibt uns die Beobachtung der Situation vor Ort mittels regelmäßig erstellter TerrarSAR-X-Bilder auf unserem MapViewer. Aber vielleicht schauen wir ja doch mal vorbei – das Spektakel liegt ja immerhin fast auf unserem Weg nach Neumayer. Bis dahin fotografiere ich weiter fleißig Pinguine!

CR

Die Kaiserpinguine werden immer zahlreicher und zutraulicher, sind ständige Zaungäste bei unseren Stationsarbeiten.

Mittlerweile trauen sich die Kaiserpinguine so nah an das Schiff heran, dass man Porträtaufnahmen machen kann! Leider sind sie auch ziemlich fix unterwegs, so dass es doch ein wenig Glück für solche Schnappschüsse braucht.