Kaiserpinguine und ein „Bird“

20210213 –  74°15’54.252″ S 30°18’15.588″ W – PS124

Ein aufgeregter Kaiserpinguin.

Seit drei Tagen forschen wir nun schon in der küstennahen Polynya des östlichen Weddellmeeres. Als Polynyas bezeichnet man eine offene Wasserfläche innerhalb einer geschlossenen Meereisfläche. Sie entstehen vor allem an den Rändern der riesigen Eisfläche des Weddellmeeres, an den Grenzen des antarktischen Schelfeises zum Meereis. In einigen Gebieten, wie unserem Forschungsgebiet, schließen sich diese Polynyas erst im antarktischen Winter wieder vollständig. Hier gibt es jede Menge Verankerungen, die es zu bergen oder zu warten gilt. Außerdem werden immer wieder CDTs gefahren, Proben vom Meeresboden genommen und dergleichen mehr. Das wird uns noch einige Wochen beschäftigen.

Raus aus dem Wasser, rutschen, wieder rein – macht scheinbar riesig Spaß!

Recht häufig werden wir bei diesen Arbeiten von Kaiserpinguinen beobachtet. Immer wieder tummeln sie sich im Wasser rund um das Schiff, machen Pause auf den nahe gelegenen Eisschollen und werden scheinbar immer zutraulicher. Als „potentiell gefährdet“ werden sie auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN geführt. So ist es erstaunlich, dass sie hier in so großer Zahl auftreten. Vielleicht hat sich ja herumgesprochen, dass es hier ein großes, blaues Ungetüm zu bestaunen gibt und alle Pinguine im Einzugsgebiet treffen sich an der Polarstern. Wie auch immer – man wird nicht müde, sie zu beobachten. Sie sind schnell und tauchen bis in Tiefen um 500 Meter. Durch eine Fettschicht mit darüber liegendem, wasserdichtem Gefieder sind sie optimal an die klimatischen Bedingungen der Antarktis angepasst. Nur fliegen können sie nicht – obwohl sie ja im eigentlichen Sinne Vögel sind.

Ehrenloge dicht an der Polarstern – wahrscheinlich die größte Abwechslung der letzten Wochen.

Kein Vogel, aber trotzdem „Bird“ genannt, ist die am Hubschrauber als Außenlast geflogene Sonde unserer Meereisforscher. Sie misst mittels elektromagnetischer Impulse die Eisdicke. Kurz nach Erreichen der ersten größeren Eisfelder wurde sie eingesetzt. Oft gibt es kleinere Anlaufschwierigkeiten mit den Bird-Flügen, doch diesmal klappte alles auf Anhieb. In den nächsten Wochen wird er regelmäßig seine Runden über das Eis drehen.

Der Bird ist wieder im Einsatz!

Unter dem Hubschrauber hängend wird er über das Eis geflogen und misst dessen Dicke.

Die Forschung läuft also auf Hochtouren. Dabei kann uns auch das Sturmtief nicht weiter stören, welches im Moment nördlich der Polarstern vorbei zieht. Windgeschwindigkeiten um neun Beaufort sind zwar ungemütlich, doch die mit solchen Wetterereignissen einhergehende Dünung und Windsee kann uns nichts anhaben. Wir sind rechtzeitig in dichteres Eis ausgewichen und setzen hier unsere Arbeiten fort. Heute Morgen haben wir erneut eine Verankerung ausgebracht – mit Instrumenten des AWI, Instituten aus Norwegen und Schweden. Im Moment sind wir wieder auf dem Weg gen Süden. Dabei werden in kurzen Abständen CTDs gefahren, denn wir queren die Front zwischen den relativ warmen Wassermassen des Südpolarmeeres zu den kalten des Kontinentalschelfs. Morgen sollen dann zwei norwegische Verankerungen geborgen werden. Das dicht gepackte Expeditionsprogramm duldet keine Pausen!

CR

Abendliches Schauspiel – stundenlang steht die Sonne am Horizont.