Reede Port Stanley

20210202 – 53°31.3′ N 008°35.1 E – PS124

Polarstern kann aufgrund des Tiefgangs nicht an die Pier von Port Stanley. Stattdessen wartet sie auf uns auf Reede.

Alles verlief nach Plan. Wir starteten am Sonntag Nachmittag mit fünf Bussen vom Bremerhavener Quarantänehotel nach Hamburg. Die Fahrerkabinen der Busse waren notdürftig mit Planen von den Passagierräumen abgetrennt, sämtliche Bussfahrer negativ auf Corona getestet. Auf dem Flughafen hatten wir das gesamte Terminal 2 für uns allein. Die sonst üblichen Warteschlangen und Drängeleien blieben uns erspart. Der A350-900 „Braunschweig“ stand schon am Gateway bereit und beim Blick ins Cockpit sahen wir bekannte Gesichter. Während der gemeinsamen Woche im Hotel hatte sich eine zwischen Flugpersonal und Passagieren ungewöhnliche Vertrautheit entwickelt. Das freundschaftliche „Du“ hatte sich weitgehend durchgesetzt. Entsprechend heimisch fühlten wir uns an Bord des Fliegers.

FS Polarstern auf Reede vor Port Stanley.

Der A350-900 kann reichlich 300 Passagiere befördern. Es gab also genug Platz für die rund 90 Polarstern-Fahrer. Die verfügbaren 48 Business Class – Plätze wurden per Los verteilt. Alle anderen konnten sich aber auf den verbliebenen Plätzen breit machen – so ziemlich jeder hatte eine komplette Reihe aus drei Sitzen zum Schlafen während des Fluges zur Verfügung. Bei der Verpflegung musste kein Unterschied gemacht werden – alle bekammen das First Class – Menu! Das Dinner zu Beginn des Fluges wurde für alle in der „Holzklasse“ serviert. Der Grund dafür lag in der schlechten Trimmung des voll getankten, aber mit Passagieren kaum ausgelasteten Flugzeuges. Es musste vor allem für den Start möglichst viel Gewicht in die hinteren Teile des Fliegers gebracht werden. Mit fortschreitendem Treibstoffverbrauch konnten dann alle wieder ihre Plätze im Business- und Eco-Plus Bereich einnehmen. Spätestens zum Frühstück kurz vor der Landung war der Flieger dann so leicht, dass die Verteilung der Passagiere für die Trimmung kaum noch eine Rolle spielte. Etwas schneller als geplant erreichten wir am Montagmorgen den Militärflughafen Mt. Pleasant auf den Falklands. Ich hätte nie gedacht, dass ein 16-Stunden-Flug so erholsam sein könnte!

Port Stanley.

Der Militärflughafen verfügt über drei Busse für die Passagierabfertigung. Mit diesen fuhren wir zur Pier von Port Stanley. Die Polarstern mit ihren mehr als zehn Metern Tiefgang kann leider nicht an der Pier festmachen, sondern wartete auf Reede, etwa eine Meile entfernt, auf uns. Unser Boarding erfolgte deshalb mit kleinen Tenderbooten über eine Leiter die Bordwand hinauf – ein nicht ganz einfaches Unterfangen bei dem starken Wind, den wir bei unserer Ankunft hatten. Doch alles ging gut, alle sind wohlbehalten an Bord. Die „alte“ Crew hat gemeinsam mit dem Lufthansa-Pesonal ein Hotel in Port Stanley bezogen. Der Rückflug des A350 ist für morgen Abend angesetzt.

Polarstern wird betankt.

Auch die Polarstern wird morgen Abend starten. So ist zumindest der aktuelle Plan. Im Moment liegt noch das Bunkerschiff längsseits. Die Betankung wird bis in die frühen Morgenstunden dauern. Außerdem muss noch einer der Kräne repariert werden. Dafür haben wir eigens einen Techniker aus Deutschland mitgebracht. Der soll morgen Nachmittag wieder von Bord und gemeinsam mit unseren Kollegen zurück nach Deutschland fliegen. Das Wetter für unsere Fahrt zur Antarktischen Halbinsel über die Drake Passage scheint auch ganz günstig – starten wir morgen Abend wie geplant, dann werden wir zwar noch einiges an Seegang ertragen müssen, doch das Wetter wird sich schnell beruhigen. Sind wir dann im Weddellmeer spielt Seegang durch die dort vorherrschende Eisbedeckung sowieso kaum noch eine Rolle. Alles in allem sieht es also danach aus, als könnten wir nach über zwei Wochen Quarantäne und Anreise die Expedition PS124 endlich beginnen!

CR

Flagge der Falkland Islands.