Longyearbyen – Bremerhaven

20200615 – 53° 33.922’ N 08° 33.413’ E – MOSAiC Leg 3

Ein letzter Blick hinüber zur Polarstern, dann verschwindet sie gen Norden, neuen Herausforderungen entgegen.

Langsam verschwindet die Polarstern in den Schneeschauern Richtung Norden. Am Ausgang des Isfjordes trennten sich unsere Wege. Die neue Crew auf der Polarstern ist voller Enthusiasmus, begeistert darüber, dass es nun endlich losgehen sollte. Man vergisst leicht, dass sie mittlerweile auch schon einen Monat unterwegs war. Erst die Quarantäne in Bremerhaven, dann die Anreise nach Longyearbyen und zum Ende noch das bange Warten auf die Polarstern im Adventfjord. Doch jetzt wird es Ernst. Leg 4 hat nun begonnen. Den weiteren Verlauf kann man in der MOSAiC-App (https://follow.mosaic-expedition.org/) verfolgen.

FS Sonne auf ihrem Weg durch die Schneeschauer im Isfjord – ein ungewohntes Bild, den normalerweise ist sie in den Tropen und Subtropen unterwegs.

Erst dachte ich, es wäre Barentsburg. Doch es handelt sich nur um eine weitere namenlose Siedlung in der Nähe – Barentsburg selber erreicht man erst einige Meilen weiter fjordeinwärts.

Für Leg 3 folgte nun die Heimfahrt. Schon im Fjord konnten wir erahnen, dass die Überfahrt gen Süden einen ziemlich ruppigen Beginn haben würde. Als wir aus dem Isfjord auf das offene Meer kamen, erwarteten uns reichlich drei Meter Welle, in der darauffolgenden Nacht sogar bis zu fünf Meter. Begleitet durch einen straffen Wind von der Seite mit etwa Bft 8 wurden die ersten Meilen ziemlich ungemütlich. Maria S. Merian, auf welcher ich nach Bremerhaven fuhr, rollte ziemlich stark. Bewegungen, die wir nicht mehr gewohnt waren. So war es am ersten Abend unserer Überfahrt ziemlich schnell ruhig auf dem Schiff. Die meisten lagen in ihren Kojen, was sich erst am Dienstag Nachmittag merklich änderte. Vor der Küste Norwegens konnten wir dann bei wenig Welle und viel Sonnenschein die Seefahrt so richtig genießen. 

Sturmschäden an einem der Container.

Die Tage tröpfelten so dahin. Wer nicht gerade an irgendwelchen „Papern“ schrieb, vertrieb sich die Zeit mit angenehmem Nichtstun. Filme schauen – hin und wieder auch gemeinsam, lesen, auf dem Schiff herum streunen, Sport und Sauna, einfach nur quatschen: nach der langen Zeit auf Polarstern tat das richtig gut.  An einem der Abende wurde sogar gegrillt. Man traf sich dazu auf dem hinteren Arbeitsdeck, ohne zu frieren und mit Blick auf FS Sonne, die uns während der gesamten Überfahrt nach Bremerhaven verfolgte. Einziger Wermutstropfen: Maria S. Merian ist für eine Belegung mit reichlich zwanzig Wissenschaftlern ausgelegt. Da wir mehr waren, wurden eigens für die Fahrt Wohncontainer auf dem Schiff installiert. Keine Fenster, keine Schränke, eng und nicht zum längeren Verweilen geeignet. Aber es war ja nur für sieben Nächte und tagsüber konnte man sich irgendwo auf dem Schiff ausbreiten. Für die kurze Zeit war das also nicht wirklich ein Problem.

Wohncontainer im Laderaum der Merian.

Im Wohncontainer – viel Platz ist ja nicht – zum Schlafen reicht es aber.

Ernsthafte Probleme wird uns wohl die „Wiedereingliederung“ in den Alltag bereiten. Corona hat aus der Welt da draußen eine andere gemacht. So richtig vorstellen können wir uns das Leben mit der Pandemie nicht. Als erste Vorbereitung haben wir vom AWI jeder eine Mund- und Nasenmaske bekommen, bedruckt mit dem AWI-Logo. So bleibt die Expedition im „normalen“ Leben präsent, auch wenn das nicht extra nötig gewesen wäre. Denn MOSAiC Leg 3 wird allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben, mit allen Höhen und Tiefen, mit den Erlebnissen auf Dranitsyn, Polarstern und Maria S. Merian oder Sonne, wegen der fast fünf Monate, die wir gemeinsam in der Arktis verbracht haben und letztendlich auch wegen Corona.

CR

Das letzte Foto dieser Reise – in Deutschland hat sich in den vorangegangenen Monaten einiges verändert!