EM-Bird

20200404 – 84° 38.340’ N 12° 57.360’ E – MOSAiC Leg3

Der EM-Bird ist unterwegs.

Wichtiger Teil des MOSAiC-Projektes ist die Beobachtung der Eisdicken auf unserer Scholle und in ihrer Umgebung. Dazu wird in erster Linie der sogenannte EM-Bird eingesetzt. Die torpedoförmige Messvorrichtung wird als Außenlast unter dem Hubschrauber in etwa 20 Metern Höhe über die Eisfläche geschleppt und ermittelt die Eisdicken mithilfe elektromagnetischer Impulse. Während der Polarnacht ist solch eine Operation nicht möglich, denn fliegen mit Außenlast ist nur bei Tageslicht erlaubt. Auch müssen die Wetterbedingungen passen. Erst heute war es soweit – super Flugwetter, Polartag, Birdflug. Das Ergebnis wird eine neue Karte unserer Scholle sein. Allerdings wird das noch ein, zwei Tage dauern, denn das Rendern der Karte benötigt Zeit.

Die Flugoperation erfordert höchste Konzentration, denn der EM-Bird wird während der Messungen nur wenige Meter über dem Eis geflogen.

Ebenfalls viel Zeit benötigen die Organisatoren der Expedition in Bremerhaven. Heute erreichte uns eine Aufstellung an Empfehlungen des wissenschaftlichen Organisationsteams. Dort wird empfohlen, den Logistikern in Bremerhaven bis Ende April die Möglichkeit zu geben, verschiedene Szenarien für die Weiterführung des MOSAiC-Projektes zu prüfen. Das dauert den meisten an Bord einfach zu lange. Wir einigen uns auf den 20.04.2020 als Deadline. Leider geht es immer noch nicht in erster Linie um unsere sichere und möglichst baldige Heimkehr. Während andere Forschungsschiffe heimkehren und Expeditionen absagen, soll auf Polarstern weiter geforscht werden. Doch sollte bis zur Deadline keine vernünftige und belastbare Planung zustande kommen, werden auch wir unsere Expedition beenden, die Forschungsscholle bereinigen und mit der Polarstern nach Bremerhaven fahren. Angesichts des katastrophalen Ausmaßes der Coronakrise weltweit wäre das meiner Meinung nach sofort notwendig. Die Macher beim AWI ziehen diese Möglichkeit leider nicht mal in Erwägung.

CR

Vor der Landung des Hubschraubers muss der EM-Bird gesichert werden.

Wie immer beim Ausenlastfliegen hat der Pilot keinen Einblick auf das Geschehen unter dem Hubschrauber und muss von einer zweiten Person eingewiesen werden.