Endlich Sonne!

20200314 – 87° 07.920’ N 17° 07.740’ E – MOSAiC Leg 3

Kaum zu sehen, aber die Sonne ist aufgegangen! Das gute Flugwetter wird gleich dafür genutzt, die Generatoren von Metcitty per Heli mit Sprit zu versorgen. Eine Strom- und Datenleitung vom Schiff kann noch nicht gelegt werden.

Nachdem sich vor ein paar Tagen mehrere Risse in unserer näheren Umgebung auftaten, sorgte auch noch das Wetter für eine Verschärfung der Situation. Whiteout-Bedingungen ohne Chance auf den Einsatz der Hubschrauber. Auch das Verlassen des Schiffes zu Fuß oder per Skidoo gleicht einem Himmelfahrtskommando. Die Sicht ist selten über 50 Meter, eine Eisbärenwache wird sinnlos. Und ohne diese sollte man sich niemals aus der Sichtweite des Schiffes entfernen. Dennoch werden die Generatoren in MetCity mit neuem Treibstoff versorgt. Ein Überqueren des Risses ist jetzt möglich, jedoch ohne Frage gefährlich. Die Generatoren laufen mit einer Tankfüllung rund 12 Stunden, dann muss nachgetankt werden. In der Maschinenwerkstatt werden schon einige Ölfässer zu Tanks umgebaut. Einmal installiert könnten sie die Generatoren über längere Zeit mit Kraftstoff versorgen. Allerdings ist unter den derzeitigen Wetterbedingungen noch nicht an einen Transport über das frisch zugefrorene Lead zu denken.

Heli airborne! Die ersten Flugeinsätze seit langem.

Ebenfalls nicht zu denken war an den ersten Sonnenaufgang nach dem Polarwinter. Durch unsere schnelle Drift nach Süden verschob sich dieser Termin zwar fast täglich, aber gestern, am 13.03.2020, hätte es soweit sein können. Doch die aufgehende Sonne wurde von dichtem Schneetreiben und tiefen Wolken verdeckt. Erst heute bekamen wir sie zu sehen, anfangs immer noch nur schemenhaft, im Verlaufe des Tages dann aber in ihrer vollen Pracht! Auch Flugoperationen waren heute wieder möglich und die vorbereiteten Ölfässer konnten als Tanks an den Generatoren in MetCity installiert werden. Das gute Wetter gab heute den Blick in unsere Umgebung frei und wir mussten feststellen, dass sich rings um uns herum zahlreiche Leads geöffnet hatten. An unzähligen Stellen war Seerauch zu beobachten. Dieser bildet sich durch die eiskalte Arktisluft über offenem, relativ warmen Wasser. Es gibt nun keinen Zweifel mehr. Die Expedition kommt in eine neue Phase, die Forschungsbedingungen ändern sich dramatisch. Da wir außerdem viel schneller als prognostiziert nach Süden treiben muss man sich schon jetzt über ein vorzeitiges Ende des Projektes Gedanken machen.

CR

Am Nachmittag gibt die Sonne alles! Aus den unzähligen Rissen um uns herum steigt Seerauch auf.