Und nun?

20200220 – 86° 45.166’ N 88° 38.557’ E – MOSAiC Leg 3

Wissenschaftler in der Warteschleife: Alle MOSAiC – LEG3 – Teilnehmer auf der Dranitsyn.

Stillstand! Nichts geht mehr. Das Eis ist kaum zu brechen, der Druck ist zu hoch. Wir warten deshalb einen Tag auf Entspannung, sparen Treibstoff. Es gibt jetzt täglich Meetings in den einzelnen Arbeitsgruppen. Wir erörtern Ausweichpläne, ein weiteres Vorankommen mit der Dranitsyn könnte tatsächlich am fehlenden Treibstoff scheitern. Alternativen gibt es einige. Zum Beispiel das Auftanken durch einen weiteren russischen Eisbrecher. Man könnte auch Flugzeuge ab Spitzbergen nutzen. Vielleicht auch einen direkten Flug mit russischen MI8-Hubschraubern organisieren. Aber was auch immer wir planen wird viel Zeit kosten, soviel Zeit, dass wir kaum vor März an der Polarstern ankommen würden. Und Leg 3 endet schon Ende März! Macht das also noch Sinn? Eher nicht und so setzen wir auf die einfachste und wahrscheinlich zeitsparendste Variante: Die Nutzung der Helikopter von der Polarstern. Diese erlauben in der Polarnacht einen Aktionsradius von 60 Seemeilen. Im Moment sind wir noch rund 150 Seemeilen entfernt. Soviel ist das ja gar nicht! 

Der Kapitän der Dranitsyn höchstpersönlich an den Reglern!

Die täglichen Meetings haben plötzlich wieder einen direkten Bezug zu unserer Expedition. Es werden aufwändig Packlisten erstellt – was brauchen wir wirklich auf dem Schiff, was kann auf der Dranitsyn zurück bleiben. Wer muss auf jeden Fall auf die Scholle, wer könnte im Notfall wieder mit der Dranistsyn zurückfahren? Denn die Operationen mit den Helis sind vor allem durch das zu transportierende Gewicht begrenzt.  Auch können wir nicht wochenlang zwischen den Schiffen hin und her fliegen – irgendwann musst die Dranitsyn zwangsläufig die Rückreise antreten. Es wird also um jedes Kilogramm gefeilscht und auch wir von der Wetterwarte müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass ein Mitarbeiterwechsel vielleicht gar nicht stattfindet. Trotz allem nehmen wir uns die Zeit für ein Gruppenfoto auf dem Achterdeck, denn der als einfacher „Crew-Change“ für MOSAiC begonnene Ausflug in die Arktis entwickelt sich so langsam zu einer ganz eigenen Expedition. Außerdem zelebriert unser Kameramann zum Barabend einige Karnevalsbräuche. Als einziger Kölner an Bord ist es ihm ein großes Bedürfnis, alle daran teilhaben zu lassen. Immerhin, ein wenig tröstet uns das über die missliche Lage hinweg…

CR

Rote Nasen in der Karnevalzeit? Da muss ein Kölner an Bord sein!

Keiner weiß welcher Art das merkwürdige, pelzige Wesen zugehört – es wurde eines Tages in der Bar aufgefunden und zum Barbunny ernannt.