Schollenlandung

20190906 – 80° 17.591’ N 01° 25.517’ E – PS121

In dem Durcheinander der Schollen ist es schwer, die Eisstation zu finden.

Wir sind weit nach Norden gefahren, bis fast 80°N. Die Polarstern befindet sich zwar noch in offenem Wasser, doch ist dichtes Eis nicht weit. Zeit für die einzige Eisstation dieser Reise. Ein Team von Wissenschaftlern möchte Eiskerne für mikrobiologische Experimente gewinnen. Für den Hubschrauber ist es nur ein Katzensprung. Während der einige Stunden dauernden Eisstation wollen die Piloten Schollenlandungen üben. Für den neuen Piloten ist das noch ungewohntes Terrain. Es ist auch gar nicht so einfach, die richtige Scholle für solch ein Unterfangen zu finden. Sie muss die richtige Größe und Dicke haben, sollte sehr eben sein und natürlich nicht brechen. Ich war diesmal bei den Übungsflügen dabei und hatte jedes Mal ein mulmiges Gefühl im Magen. Schon bei kleinen Unebenheiten beginnt der Helikopter auf dem Eis zu rutschen. Dann heißt es abbrechen, aufsteigen und erneut versuchen.

Vier Wissenschaftler kümmern sich um die Eiskerne, zwei müssen Wache halten – Eisbären bemerkt man erst wenn sie schon relativ nah sind.

Leider war die Eisgruppe schneller fertig als geplant und wir mussten die Übungen vorzeitig beenden. Erneut flogen wir zur Eisstation. Von oben sind die kleinen, orangenen Punkte inmitten der dicht treibenden Eisschollen kaum zu erkennen. Das Schiff war etwa 50 Kilometer entfernt und von der Eisstation nicht zu erkennen. Ringsum nichts als Eis! Eisbären könnten hier auch unterwegs sein und wären zwischen den Bruchstücken der Schollen erst im letzten Moment zu erkennen. Man kommt sich sehr klein und verletzlich vor.

Die Proben werden in den Hubschrauber gebracht.

Der Hubschrauber ist voll bepackt – um die Proben und die Wissenschaftler zum Schiff zu bringen sind zwei Flüge nötig.

Voll bepackt mit Proben und Equipment flogen wir wieder zurück zum Schiff. Es war leider nur ein kurzer Ausflug, aber es war auch meine erste Landung auf einer Scholle. Es wird die einzige auf dieser Reise bleiben, denn weitere Eisstationen sind nicht geplant. Bis nächsten Dienstag wird noch geforscht und dann treten wir den Heimweg nach Tromsø an. Dort endet die Reise und die Polarstern wird eine Woche lang auf das MOSAiC-Projekt vorbereitet. Der Countdown tickt gnadenlos weiter und es ist noch viel zu tun bis zum Start des größten Experiments im Eis des Arktischen Ozeans!

CR

Im Anflug auf die Polarstern.