Abschied

20190811 – 55° 52.500’ N 06° 09.66’ E – PS121

Ab späten Abend ist es soweit – die Polarstern wird mit Schleppern von der Pier der Lloyd-Werft bugsiert.

Sechs Wochen war die Polarstern in der Werft in Bremerhaven. Alles ist nun wieder frisch gestrichen, die Spuren der letzten Antarktis-Expeditionen sind beseitigt. Normalerweise ist Polarstern zweimal jährlich in der Werft, doch 2019 ist nichts normal. Wir brechen zur letzten Expedition vor dem großen MOSAiC-Projekt (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) auf. Nach PS121 fährt die Polarstern von Tromsø aus direkt in die Arktis. Dort wird sie, eingefroren im Packeis bei ca. 120° E, für ein ganzes Jahr der Eisdrift folgen. Die Rückkehr wird im Oktober 2020 erwartet – wenn alles nach Plan verläuft. Ein großer Teil der Ausrüstung, die für die Eisdrift benötigt wird, ist schon jetzt an Bord. Entsprechend voll ist das Schiff. Auf dem Vorschiff stehen die Container in drei Lagen – das gab es noch nicht oft. Auf dem Peildeck über der Brücke ist ein Pistenbulli verstaut. Ein etwas ungewöhnlicher Anblick, zumal wir auf der jetzigen Expedition kaum Eis sehen werden. Und auch sonst stehen auf dem Schiff noch jede Menge Kisten rum, die noch ihren sicheren Platz finden müssen. Und das möglichst bald, denn in den nächsten Tagen erwarten wir Sturm in der Nordsee.

Die Presse ist natürlich auch anwesend.

Auch auf der Uthörn, einem kleinen Forschungsschiff der Briese-Reederei, stehen Fotografen und Filmleute bereit, die Abfahrt der Polarstern zu dokumentieren.

Entsprechend des Anlasses werden wir gebührend verabschiedet. An der Pier stehen einige Reporter, der Aussichtsturm an der Nordschleuse ist voller Schaulustiger. Die Uthörn, ein kleines Forschungsschiff der Briese-Reederei, begleitet die Polarstern mit einigen Fernsehteams auf unserem Weg aus dem Hafen. Reichlich fünf Tage werden wir unterwegs sein bis wir den AWI-Hausgarten westlich von Spitzbergen erreichen. Dort werden wir bis Anfang September Forschungsarbeiten durchführen und anschliessend nach Tromsø fahren. In Tromsø bleibt dann noch eine Woche Zeit, die letzten Vorbereitungen für das große Abenteuer zu treffen, dann wird es ernst:

+++ Im Herzen der Arktis gab es nie eine größere Expedition +++ Jenseits von Tag und Nacht +++ Abseits der Zivilisation +++ Ein ganzes Jahr eingefroren im Eis +++ Auf Expedition mit der Drift durch das Nordpolarmeer +++ Das Eis bestimmt den Kurs +++ 17 Nationen, 6 x 100 Menschen +++ Eine gemeinsame Mission +++ Neue logistische Herausforderungen +++ Vernetzte Forschungscamps +++ Daten für Generationen +++ Ein Meilenstein in der Klimaforschung +++ Für eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit +++ Die größte Expedition in die zentrale Arktis +++ Der Countdown läuft +++

Soweit die Schlagzeilen aus dem PR-Video des Alfred Wegener Instituts. Ich selbst werde auch bei zwei Abschnitten dabei sein. In Tromsø jedoch gehe ich von Bord. Ich werde die größte Expedition aller Zeiten erstmal von daheim aus beobachten und hoffe natürlich, dass alles gut geht…

CR

Der Aussichtspunkt am Containerterminal ist voll besetzt. Hier hat man den besten Blick auf die Nordschleuße in Bremerhaven.

Letzte Grüße von Land.