Bootsausflug

20190624 – 15° 01.410’ N 23° 44.792’ W – M155

FS Meteor in der Bucht bei Porto Rincão auf Santiago.

Wir werden sie hoffentlich nie benötigen – unsere Rettungsboote. Aber wenn doch, dann sollten sie reibungslos funktionieren. Also müssen sie regelmäßig kontrolliert, gewartet und die Mechanik und Seile gefettet werden. Die Boote zu Wasser zu lassen ist nicht weiter kompliziert. Das sollte auch so sein, denn im Fall der Fälle muss es ja schnell gehen. Eine Mechanik schwenkt die Boote vom Schiff weg und fast gleichzeitig werden sie an langen Stahlseilen bis zur Wasseroberfläche herabgelassen. Dort löst man die an den Stahlseilen befindlichen Blöcke vom Boot und verschwindet schnellstens vom Schiff. Alles geht mehr oder weniger automatisch vonstatten, die Stahlseile mit den Blöcken allerdings werden vor allem bei starkem Seegang wild am Schiff herumtanzen. Im Ernstfall ist das egal, denn der setzt ja voraus, dass das Schiff untergehen wird und wen interessiert das dann schon noch.

DBBH 1, das Rettungsboot auf der Steuerbordseite wird zu Wasser gelassen.

DBBH 2, liebevoll Meteorit genannt, ist wohl das schönere Rettungsboot und wird gern auch für Landgänge genutzt.

Da das Schlauchboot (vom Azubi gesteuert) schon im Wasser ist, kann auch gleich mal die Bergung über Bord gegangener Gegenstände geübt werden.

Will man aber die Boote nur testen, dann möchte man sie natürlich auch wieder haben. Also ist für den Test eine möglichst ruhige See die Grundvorraussetzung. Wir suchten uns für das Manöver eine Bucht auf der Leeseite Santiagos und führten die Arbeiten bei einigermaßen ruhiger See durch. So gab es keine gequetschten Finger oder schlimmeres und wer dazu Lust hatte, konnte eine Runde mit dem Rettungsboot ums Schiff fahren. Am Nachmittag kam dann noch das Schlauchboot zum Einsatz. Vor allem der Azubi sollte mal üben und musste auch gleich einen über Bord gegangenen Rettungsring bergen. Von unserem Treiben in der Bucht nahe Porto Rincão angelockt, bekamen wir auch noch Besuch von dort. Es wurde gestaunt, fotografiert und wir hatten einen Menge Spaß, auch wenn keiner den anderen verstand. Alles in allem ein abwechslungsreicher Tag!

Besuch aus dem nahegelegenen Porto Rincão auf Santiago.

Dass wir so viel Zeit für die Manöver und Ausflüge hatten, lag vor allem am Defekt des Kompressors für die Luftpulser, mit denen in den vergangenen drei Wochen seismische Messungen durchgeführt wurden. Leider ist das Gerät nicht mehr an Bord zu reparieren, Ersatz konnte auf die Schnelle auch nicht beschafft werden. Im zweiten Arbeitsgebiet nordöstlich der Kapverden sollten aber hauptsächlich diese Geräte zum Einsatz kommen. Da das nun nicht mehr geht, fahren wir erst am Mittwoch und nicht wie ursprünglich geplant schon heute zum Kartieren auf das Kapverden-Plateau. Die Arbeiten dort dienen zur Vorbereitung umfangreicher Bohrvorhaben während einer späteren Expedition. Auf seismische Messungen muss eben verzichtet werden, aber es sind ja auch nur noch ein paar Tage, bis wir in Mindelo einlaufen. Nächsten Sonntag schon geht mein kleiner Ausflug mit der Meteor zu Ende und wer weiß, wann ich das nächste mal an Bord sein darf.

CR

FS Meteor