20190406 – 53° 47.664’ S 66° 01.351’ W – PS118

Heute wäre eigentlich der ideale Tag für den Aufbruch von der Antarktischen Halbinsel nach Punta Arenas gewesen. Rechnet man großzügig muss man drei bis vier Tage für die Strecke einplanen. Wenn da nicht das Wetter wäre, das vor allem in dieser Jahreszeit – wir haben auf der Südhalbkugel Spätherbst – alle Pläne zunichte machen kann. Es kam also wie es kommen musste: Schon am letzten Wochenende deutete sich ein Orkantief an, welches ausgerechnet am Samstag die Drake Passage nahezu unpassierbar machen könnte. Über die genaue Zugbahn waren sich die verschiedenen Modellrechnungen noch nicht einig, aber ein Orkan mit Wellenhöhen von über zehn Metern errechneten sie alle. Für uns gab es nun zwei Möglichkeiten. Warten, bis das Tief abgezogen ist oder vor Ankunft des Tiefs in der Drake-Passage bis in den Landschutz vor der argentinischen Küste fahren.

Warten hätte bedeutet, unsere pünktliche Ankunft zu gefährden. Also wurde unsere Überfahrt ein Wettrennen mit dem Tief. Wir starteten am Donnerstag Mittag mit Vollgas unter vier Maschinen. Teilweise erreichten wir 15 Knoten Fahrtgeschwindigkeit, normalerweise liegt die Reisegeschwindigkeit der Polarstern bei rund 12 Knoten. Die Eile hat sich gelohnt. Heute Morgen passierten wir die Isla de los Estados im Süden Feuerlands und wechselten auf die Atlantikseite Südamerikas. Das Tief, welches inzwischen in der zentralen Drakestraße lag, erreichte uns nur noch mit seinen Ausläufern. Durch den Landschutz kann sich auf der Atlantikseite Feuerlands keine nennenswerte Dünung aufbauen, einzig der Wind lässt sich vom Land nicht beeindrucken. So verbrachten wir den Tag bei teils orkanartigem, westlichen Wind und einer Windsee, die sich zeitweise bis zu sechs Meter Höhe aufbaute. Bis morgen Vormittag wird sich aber auch der Wind beruhigen. Am Montag Morgen wird der Magellan-Lotse an Bord kommen und uns bis Punta Arenas begleiten. Die beiden letzten Tage dieser Expedition liegen wir auf Reede vor Punta Arenas, vielleicht aber auch an der Pier. Aber das kennen wir ja schon vom Beginn der Reise und der morgendliche erste Blick aus dem Fenster wird auf jeden Fall ein vertrauter sein.

CR