Snow Hill Isle

20190310 – 64° 33.270’ S 56° 24.851’ W – PS118

Eisstation direkt neben der Polarstern.

Die Entscheidung, das Hauptziel unserer Expedition aufzugeben, war gefallen und schon gab uns das Eis frei. Nach nur zwei Tagen erreichten wir etwa zwanzig Meilen nordöstlich unseres Umkehrpunktes eine große, freie Wasserstelle. Ab Montag Mittag konnten wir dort alle möglichen Geräte fahren. CTD und Multicorer wurden eingesetzt und sogar das kleine, gelbe ROV konnte einen Tauchgang unternehmen. Natürlich gab es eine Eisstation und einen Helikopterflug mit dem Bird. Das ganze Programm, endlich normaler Alltag auf der Polarstern. Doch in der Nacht zum Mittwoch war der ganze Zauber wieder vorbei – wir steckten fest. Forschen konnten wieder nur die beiden Eisgruppen, der Rest musste sich in Geduld üben.

Die Eisgruppe kann sich Zeit lassen, Polarstern kommt keinen Meter weiter – wir sitzen fest!

Neugieriger Blick aus einer schmalen Eisrinne direkt am Schiff.

Gestern entspannte sich dann das Presseis ein wenig und wir versuchten unser Glück. Es klappte tatsächlich! Unser neues Ziel : Die Gegend um Snow Hill Island. James Clark Ross sichtete diese Insel erstmals 1843, hielt sie allerdings für einen Teil der Antarktischen Halbinsel. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn das Gebiet zwischen der Insel und dem dahinter liegenden, später so benannten James Ross Island, konnte während der damaligen Schiffsexpedition nicht erkundet werden. Auch im Falle des James Ross Islands dachte man nicht an eine Insel. Also vermerkte Ross die Erhebung in seinen Karten als Snow Hill und als solcher präsentiert sich die Insel auch heute noch. Zwischen tief hängenden Wolken und einer dichten Meereisdecke mit unzähligen größeren und kleineren Eisbergen kann man einen lang gezogenen Schneehügel erkennen.

Hinter einem Trümmerfeld aus Eisbrocken kommt Snow Hill Isle zum Vorschein. Über der Insel scheint die Sonne, sonst könne man die Eiskappe kaum von der Umgebung und den Wolken unterscheiden.

Für unsere Messungen und Probenentnahmen müssen wir einen gewissen Abstand zur Insel halten, denn in ihrer Nähe sind etliche Eisberge gestrandet. Auf ihrem Weg haben sie den Meeresboden regelrecht durch gepflügt. Die Wissenschaftler sind aber an möglichst unberührten Bodenschichtungen interessiert. Eine Wassertiefe von mindestens 350 Metern gilt als optimal. Leider braucht man auch ein entsprechend großes Loch im Eis, um die Geräte gefahrlos einsetzen zu können. Also entfernen wir uns gerade immer weiter von der Snow Hill Isle in Richtung Norden, immer weiter in dichtes Eis hinein. Die Tiefe passt inzwischen, doch ein Eisloch ist erstmal nicht in Sicht. Ob wir fündig werden, kann, wie so oft auf dieser Reise, niemand wissen. Es bleibt ein Abenteuer….

CR

Altes Eis, welches wahrscheinlich schon Jahre hier in der Gegend umhergeschoben wurde, kann die merkwürdigsten Formen annehmen.