An Bord!

20190209 – Punta Arenas – PS118

Blick hinüber zum Hotel – in diesem Glaskasten habe ich eine kurze Nacht verbracht.

Bis Chile war es eine angenehme Reise. Ein kurzer Hopser bis Paris, dann die lange Strecke nach Santiago de Chile. Ich saß in der ersten Reihe Economy Plus, Beinfreiheit satt. So kann man sogar ganz gut schlafen. Doch nach der Landung in Chile herrschte nur noch Chaos. Hier sind zur Zeit Ferien. Der Flughafen quoll über vor Menschen. Überall unübersichtliche Schlangen an allen möglichen Schaltern. Zuerst bei der Einreise. Das dauerte ca. 40 Minuten. Dann bei der Gepäckaufnahme. Wieder 20 Minuten. Danach die Röntgen-Kontrolle für das Gepäck. Nochmal mehr als 30 Minuten. Die Chilenen wollen ganz sicher sein, dass man keine Lebensmittel oder Drogen einführt. Deshalb muss man am Einreiseflughafen sein Gepäck abholen, kontrollieren lassen und danach wieder aufgeben. Also muss man die ganze Check-In-Prozedur erneut über sich ergehen lassen, Dauer wiederum fast eine Stunde. Schnell sind die sicherheitshalber eingeplanten 3 1/2 Stunden zwischen den Flügen abgelaufen. Eine halbe Stunde vor dem Abflug nach Punta Arenas war ich immer noch nicht im Boardingbereich und es kam, wie es kommen musste: An der letzten Personenkontrolle wieder eine endlos scheinende Schlange! Glücklicherweise gibt es aber noch so eine Art Geheimzugang, durch welchen die Crews der Flieger abgefertigt werden. Was scheinbar viele nicht wussten ist, dass dort auch „normale“ Passagiere kontrolliert werden. Also war ich dann doch noch pünktlich am richtigen Gate.

Kreuzfahrer auf Reede vor Punta Arenas.

Dann kann es ja losgehen – dachte ich mir. Doch man kann das Chaos durchaus noch vergrößern. Man muss nur in einem zum bersten gefüllten Boardingbereich die Gates für mehrere Flieger umsortieren und schon rennen alle durcheinander! Dreimal geschah dies, der Abflugtermin war mittlerweile deutlich überschritten. Als dann auch noch die PCs der Anzeigetafeln neu gebootet wurden und ein gutes, altes Windows XP zum Vorschein kam, befürchtete ich schon das schlimmste. Aber alles blieb ruhig, der erste Bus zum Flieger fuhr zwar verspätet los, doch immerhin schien es nun tatsächlich weiter nach Punta Arenas zu gehen. Nach einer halben Stunde kam der Bus dann wieder zurück – mit ihm die Passagiere, die als erstes in den Flieger einsteigen sollten. Leider war der Flieger defekt. Die Reparatur sollte ca. eine Stunde dauern. Nach einer Stunde fuhr dann tatsächlich ein Bus zum Flieger, diesmal war ich mit dabei. Kurz vor dem Flieger hielten wir an. Über eine halbe Stunde stand der Bus in der Sonne rum. Wir durften nicht aussteigen und hatten keinerlei Information, wie es nun weiter gehen soll. Dann wieder zurück zum Gate. Ab 18 Uhr sollte es neue Informationen geben, ca. 19 Uhr fuhren wir dann zu einem Ersatzflieger und es ging tatsächlich los! Ankunft in Punta gegen 23 Uhr, ab ins Hotel und erst mal schlafen!

Ein kleiner Kreuzfahrer kehrt aus der Antarktis zurück.

Ich bin nun das 4. Mal hier in Punta und für die Besichtigung der Hauptattraktion des Ortes, des alten Friedhofs, war wieder keine Zeit! Nach einer kurzen Nacht bin ich gestern Morgen gemeinsam mit der neuen Crew an Bord gegangen und bereite mich nun auf die anstehende Expedition vor. Im Moment liegen wir auf Reede, doch wir müssen noch an die Versorgungspier und anschließend zum Bunkern. Die Wissenschaftler kamen heute morgen an Bord und eigentlich könnte es bald losgehen! Doch leider müssen wir uns noch in Geduld üben – an der Versorgungspier liegt noch ein Kreuzfahrtschiff und die sind leider immer zu erst dran.

Bis zum 10. April wird die Reise dauern – wenn sie denn endlich mal los geht. Vielleicht werde ich ja danach den Friedhof besichtigen können. Aber wie man immer wieder sieht ist es in Chile ziemlich sinnlos, Pläne zu machen. Man muss es nehmen, wie es kommt – typisch chilenisch eben…

CR

Santuario Maria Auxiliadora, eine imposante Kirche inmitten der sonst trögen Baussubstanz Punta Arenas.