20181013 – 63°06.568’ N 04°09.831’ E – PS115.2
Sonnenaufgang am Freitag – noch ist alles ruhig.
Letzte Nacht wurde ich unsanft geweckt. Alles, was nicht niet- und nagelfest war flog durch die Kammer. Zum Glück waren es nur ein Buch und eine Zeitschrift – ich hatte sie achtlos auf dem Tisch liegen lassen. Der Rest war gesichert – unruhige See war ja auch vorhersehbar. Ein Sturmtief liegt derzeit südöstlich von Island und zieht langsam Richtung Jan Mayen. Die Polarstern gerät auf ihrem Weg nach Bremerhaven vor der Küste Norwegens in die Südostflanke dieses Tiefs. Das Ergebnis: vorhergesagte Windgeschwindigkeiten bis zur Stärke 10 und Seegang bis 6 Meter! Ganz so viel wurde es letzte Nacht denn doch nicht – wir lagen knapp unter diesen Werten.
Kurz vor dem Sturm – das Kreuz markiert die Position der Polarstern. Auf diesem Satellitenbild zeigt sich das ware Gesicht des Nordatlantiks 😉
Wir haben viel hin und her gerechnet und versucht, mittels Anpassung der Schiffsgeschwindigkeit das schlimmste zu umgehen. Aber die Zeit ist knapp, der Termin in der Werft steht und so müssen wir durch und das Wetter ertragen. Heute, im Verlaufe des Tages, wird zumindest der Wind abnehmen. Die Dünung bleibt uns aber erhalten und für die nächste Nacht erwarten wir erneut Wind bis acht, vielleicht neun Windstärken. So langsam gewöhnt man sich dran. Jedenfalls habe ich alles in meiner Kammer verräumt, es sollte nichts mehr herumfliegen und mich beim schlafen stören…
CR
Morgens auf der Brücke.
Ziemlich heftige Brecher gehen über das Schiff.