Eiswunderland

20180827 – 80° 03.400’ N 06° 02.700’ W – PS115.1

Ein letzter Blick auf die Gegend um Kap Morris Jesup. Wir machen uns auf den Rückweg – die Eissituation verschlechtert sich.

Rund eine Woche konnten wir im äußersten Norden Grönlands forschen. Die Eissituation ist in diesem Jahr ungewöhnlich, wir kamen weit nach Westen bis an die Grenze zur Lincolnsee. Doch die Situation kann sich schnell ändern und im schlimmsten Fall wäre uns der Rückweg abgeschnitten. Vor allem die Gegend vor dem Kronprins-Christian-Land muss man im Auge behalten. Schließt sich dort die Lücke zwischen Grönland und dem Packeis aus dem Norden, ist man in der Polynia gefangen. Also machten wir uns letzten Freitag auf den Rückweg in die ostgrönländischen Gewässer. Dabei durchfuhren wir immer wieder große Eisfelder. Der Wind schlief zum Teil völlig ein. Aus dem Nebel tauchten immer neue Eisbergreste in merkwürdigsten Formen auf. Alles wirkte unwirklich, wie aus einer anderen Welt.

Tiefstehende Sonne und flacher Nebel verwandeln die Reste eines Eisfeldes in ein kleines Wunderland.

Die Reste jahrealten Eises nehmen die merkwürdigsten Formen an.

Inzwischen haben wir dieses Wunderland hinter uns und ziehen seit Samstag wieder unsere Bahnen in der Grönlandsee. Kurz nach Verlassen der Wandelsee tauchte plötzlich das AIS-Signal (Automatic Identification System) eines kanadischen Frachters im Radar auf. Als Ziel war ein Hafen in Finnland angegeben. Sehr merkwürdig – was will denn der so weit im Norden? Beim anschliessenden Austausch über Funk, bei dem wir vor allem nach der Eislage weiter im Norden gefragt wurden, stellte sich heraus, dass die „Nunavik“, so der Name des eisbrechenden Frachters, auf Reconaissance-Fahrt ist. Wahrscheinlich soll die Schiffbarkeit der Region im Norden Grönlands erkundet werden. Könnte bald eine nördliche Umfahrung Grönlands möglich sein? Die Polarstern selbst hätte ja weiter durch die Lincolnsee und Nares Strait bis in die Baffinbay fahren können. Doch inzwischen hat sich die Polynia, in welcher wir noch vor ein paar Tagen geforscht haben, weitgehend geschlossen. Besser so, denn das empfindliche Ökosystem der Arktis braucht keine weitere Schifffahrtsstraße…

CR

Robben sehen wir hier in der Grönlandsee wieder öfter.

Satt und zufrieden beobachtet uns ein Eisbär – leider aus sehr großer Entfernung.