Hausgarten

20180719 – 79° 00.007’ N 07° 00.021’ E – PS114

Papageitaucher (Puffin)

Prozesse globalen Ausmaßes nehmen im Arktischen Ozean ihren Anfang. Er ist integraler Bestandteil der Erdgeschichte und trägt wesentlich zur Erhaltung unserer Umwelt bei. In den letzten Jahrzehnten mussten bedeutende Veränderungen in den arktischen Regionen festgestellt werden. Bei vielen weiß man noch nicht, ob sie nur temporär oder – wesentlich schlimmer – längerfristig sind. Populäres Beispiel ist die signifikante Abnahme der Eisbedeckung und der Seeeisdicke. Um derartige Veränderungen wissenschaftlich untersuchen zu können, hat das AWI (Alfred Wegener Institut) ein Tiefseeobservatorium in der Framstraße eingerichtet. Schon seit 1999 werden hier kontinuierlich Messungen durchgeführt. Mittlerweile gehören 21 Stationen zum liebevoll „Hausgarten“ genannten Observatorium. Sie befinden sich in Wassertiefen von 250 bis 5500 Metern und müssen regelmäßig ausgetauscht und gewartet werden.

Unterwegs im Hausgarten: Spitzbergen in Sichtweite.

Wie schon geschrieben ist dies die Hauptaufgabe unserer Expedition und so werden wir uns eine ganze Weile in der Gegend aufhalten. Leider ist der Hausgarten nicht unbedingt für schönstes Wetter bekannt. Häufig gibt es Nebel, Sprühregen, tiefhängende Bewölkung. Bei Temperaturen um 0° Celsius macht sich schnell ein spätherbstliches Gefühl breit und das wird auch die nächsten Tage so bleiben. Dass es nie dunkel wird ist das einzig sommerliche in diesen Tagen.

Die Verankerung ist aufgetaucht.

Bergung der Auftriebskörper.

Reinigung der Auftriebskörper.

Seit drei Tagen arbeiten wir nun schon im Hausgarten und geben während dieser Expedition insgesamt rund zehn Tage lang den Gärtner. Eine Verankerung nach der anderen wird geborgen und erneuert. Die „Ernte“ ist eine Fülle von Daten über die Eigenschaften des Wassers. Temperatur, Fließgeschwindigkeit, Nitratgehalt und dergleichen mehr werden kontinuierlich über die Jahre hinweg gemessen. Angereichert werden diese Verankerungsdaten durch Proben aus der CTD und ähnlichen Geräten, die immer unmittelbar nach den Verankerungsarbeiten eingesetzt werden. Es wird 24 Stunden am Tag gearbeitet. Das stört aber kaum, denn der arktische Sommer kennt ja keine Nacht…

CR

Dichter Nebel über der Framstraße – normales Wetter in dieser Gegend.