20180715 – 76° 19.860’ N 04° 48.000’ E – PS114

Wieder mal so ein griffiges Akronym – YOPP. Das steht für „Year Of Polar Prediction“, also in etwa das „Jahr der Polarvorhersage“. Das Projekt wurde von der WMO (World Metrological Organization) initiiert und koordiniert. Hauptziel ist es, die Vorhersage des Wetters und der Eissituation zu verbessern. Dazu braucht man vor allem umfangreiches Datenmaterial. Und das ist aus den weitgehend unbewohnten Polarregionen nur sehr schwer zu bekommen. Also nutzt man jede Chance, unter anderem die Expeditionsreisen der Polarstern mit ihrer Bordwetterwarte, also mich…

Auf „normalen“ Forschungsreisen ist unsere Hauptaufgabe die Wetterberatung für das Schiff und die beiden Helikopter. Dazu gehören natürlich auch eine kontinuierliche Wetterbeobachtung und die Radiosondierung. In der Regel starten wir einmal am Tag einen Wetterballon, dessen Messwerte weltweit an die verschiedensten Wetterdienste verbreitet werden und in deren Modellrechnungen einfließen, sowie einen zweiten, kleineren Ballon, der extra für die Flugberatungen an Bord gestartet wird. Während der YOPP-Kampagne werden wir dagegen zu allen sogenannten Hauptterminen sondieren. Haupttermine sind weltweit die Beobachtungstermine 00, 06, 12 und 18 UTC. Für den Wettertechniker, also für mich, ist dieser Rhythmus natürlich nicht zu schaffen. Irgendwann muss ja jeder mal schlafen. Deshalb werde ich auf dieser Reise von meinem Kollegen von der Meteor unterstützt. Auf den beiden nächsten Expeditionen ist dann einer der Wissenschaftler für die zusätzlichen Ballonaufstiege verantwortlich.

Bis gestern hatten wir noch Sichten bis weit über 50 km. Das Wetter war zwar bei Temperaturen um 10°C nicht unbedingt sommerlich, aber einigermaßen erträglich. Seit heute Nacht hat sich die Situation geändert. Alles grau in grau, der Himmel, das Wasser, dazwischen der Nebel. Es regnet dauerhaft. Die Temperaturen sind jetzt einstellig. Wir sind kurz vor unserem ersten Forschungsgebiet, dem Hausgarten des AWI.

CR