Amazonasmündung

20180509 – 00° 0.14’ N 48° 36.79’ W – M147

Die sonnigen Lücken zwischen den Schauern reichen immerhin für einen halben Regenbogen!

Wir haben den Magrovengürtel südöstlich des Rio Pará verlassen und sind bis zum südlichen Teil der Amazonasmündung gefahren. Hier gibt es unzählige Untiefen. Um an unsere jetzige Station zu kommen, mussten wir eine Sandbank queren. Am frühen Morgen, während des Hochwassers, fuhren wir in das dahinter liegende Becken. Das Wasser ist wieder schlammig braun, eine kompakte Bewölkung liegt über uns und bringt Regen. Immerhin gab es heute früh einige größere Lücken, genug für einen halben Regenbogen. Land sehen wir nur in weiter Ferne.

Vom Festland ist nur ein schmaler Streifen am Horizont zu sehen.

Als Mar Dulce (Süßwassermeer) bezeichnete der erste europäische Entdecker Vicente Yáñez Pinzón die riesige Mündung des Amazonas. Ästuardelta (lateinisch von aestuarium „der Flut ausgesetzte Flussmündung“) nennen es die Wissenschaftler. In zwei Hauptarmen erreicht der Amazonas sein Delta, dem Canal Norte und dem Canal Sul, in dessen südlichem Teil wir gerade forschen. Knapp 200 km breit ist der gesamte Mündungsbereich. Kein Wunder, dass man, trotzdem man mitten auf einem Fluß ist, kein Land zu sehen bekommt! Früher mündete der südliche Arm des Amazonas in den Rio Pará. Doch wurde die Bucht durch Sedimentierung nahezu abgetrennt und nur einige natürliche Kanäle, Furos genannt, verbinden den Amazonas noch mit der rund 100 km südlich gelegenen Meeresbucht. Das Mündungsgebiet war also noch wesentlich größer und mitten drin lag die Insel Marajó, mit einer Fläche etwa so groß wie die Schweiz die größte Flussinsel der Welt. Man kann sich sicher über den „Inselstatus“ streiten, aber immerhin 3 – 4 % der Wassermassen aus dem Amazonas fließen über die Furos in den Ria Pará und trennen damit Marajó vom Festland.

Morgenstimmung im Canal Sul.

Heute Abend werden wir wieder die Sandbank überqueren. Dann ist ablaufendes Hochwasser und die Überfahrt sicherer. Weitere Ausflüge direkt in das Delta sind nicht geplant und so werden wir wohl bis zum Ende der Reise vom Land nicht mehr als einen schmalen Streifen am Horizont zu sehen bekommen. 

CR

Cumulusnimbus capillatus in schönster Ausprägung.