Grønland

20170920 – 80° 08.076’ N 17° 42.317’ W – PS109

Wie durch ein Fenster zu einer anderen Welt sieht man den sonnenbeschienenen Gletscher in der Ferne.

Kalaallit Nunaat (Land der Kalaallit), wie es das größte hier ansässige Volk nennt, oder auf dänisch Grønland (Grünland), ist die größte Insel der Erde. Politisch gehört sie zu Dänemark, hat nach Antarktika die weltweit geringste Bevölkerungsdichte und ist vor allem eisig. Über 80% der Fläche Grönlands sind von Eis bedeckt. Die Mächtigkeit des Eises beträgt bis zu 3400m – auch in diesem Punkt wird Grönland nur von der Antarktis übertroffen. Würde alles innländische Eis schmelzen, hätte das einen Anstieg des Meerwasserstandes weltweit um sechs bis sieben Meter zur Folge. Grönland selber – so sagt man – würde sich durch den fehlenden Druck der Eismassen um bis zu 600m heben. Eigentlich unvorstellbar, aber es lässt ahnen, mit welchen Dimensionen man hier rechnen muss. 

Klirrende Kälte, Wolkenfestzen und Eis in den verschiedensten Foremen und Farben – am nördlichen Teil des 79°-Gletschers.

Unser Forschungsgebiet, welches wir inzwischen erreicht haben, liegt im äußersten Nordosten Grönlands bei rund 79° N. Danmarkshavn, eine ständig besetzte Wetterstation, liegt etwa 200 nautische Meilen südlich von uns. Acht Personen sind hier stationiert. Im Norden, etwa 130 nautische Meilen entfernt, befindet sich die nördlichste dauerhaft besetzte Station des dänischen Militärs, einfach „Station Nord“ genannt. Hier gibt es immerhin eine schneebedeckte Landepiste. In unserer unmittelbaren Nähe sind also nichts als Felsen, Eis und Schnee. Die stets tief stehende Sonne taucht das Forschungsgebiet in ein märchenhaftes Licht. Im Moment forschen wir noch am Eingang zum Dijmphna-Sund, welcher zur nördlichen Kalbungsfront des 79°N-Gletschers führt. Zum eigentlichen Gletscher werden wir morgen gelangen. Wie schnell wir dort sein werden, hängt natürlich von der Eislage ab.

CR

Der Tag endet mit einem herrlichen Sonnenuntergang.